Quantcast
Channel: hilferuf.de - Hilfe für Ihre Probleme und Sorgen, anonym und kostenlos!
Viewing all articles
Browse latest Browse all 32166

Alles doof, festgefahren, von Hoch zu Tief

$
0
0
Hallo,
ich bin momentan ein bisschen ratlos und vielleicht kann mir hier auch wer helfen. Darüber zu reden ist aber auch mal schön. Ich kann mich irgendwie selten kurz fassen, aber ich versuche es und ich versuche auch, das strukturiert zu schreiben.

Ich bin Student, studiere Skandinavistik, was ja recht speziell ist, ich bin aber sehr zufrieden damit, da es in der Schule nicht immer perfekt lief und ich froh bin, das richtige gefunden zu haben. Ich bin also mit 19 von zu Hause ausgezogen, 200km entfernt und habe mir hier mein neues Leben aufgebaut. Ich würde meine Lebensqualität als deutlich besser schreiben, aber so langsam habe ich das Gefühl, dass mich meine Vergangenheit einholt – vielleicht kann man das die Bürde des Wissens nenne? Ich denke deutlich mehr nach und das wird mir immer wieder zum Verhängnis.

Meine Mutter hat mir eine Krankheit vererbt, durch die ich starkes Übergewicht habe. In diesem Forum ist dazu sicherlich zu Genüge zu lesen – wie das halt so ist, war meine Kindheit nicht schön. Eigentlich wurde ich seit der 1. Klasse gemobbt und ich bin mir nach wie vor unsicher, wie ich das eigentlich verkraftet habe. Ich glaube, dass ich schon depressiv war. Ab einem gewissen Punkt, dachte ich, dass ich sterben muss. Meine Eltern wussten nicht, was tun, und alle Ärzte haben mir auch nur gesagt, dass ich zu dick sei. Ich dachte, ich könne nichts richtig machen. Abnehmen funktionierte wegen der Krankheit nicht. Wie gesagt, ich dachte dann, dass ich sterben muss, denn es nahm auch gefährliche Ausmaße an, aber mir war es eigentlich ganz recht. Ich habe oft darüber nachgedacht, wie es wäre, wenn ich einfach tot wäre. Das war keine schöne Zeit. War glaube ich so in der 7. Klasse. Naja, geredet habe ich mit keinem darüber und es war auch nicht wirklich jemand für mich da. Ich hatte eine Hand voll Freunde, aber das war nichts tiefgehendes und meine Eltern waren mit mir überfordert. Ich liebe meine Eltern, aber menschliche Nähe haben sie mir kaum gegeben, vielleicht auch weil, wie ich weiß, beide auch etwas unzufrieden mit sich sind. Naja, irgendwann wurde das so eine Art Gleichgültigkeit und ich habe es auch irgendwie durchs Abi geschafft. Es war nicht gut und auch nicht schlecht, nichts besonderes eben, nichts, an das man sich noch erinnern müsste. Meine Freunde von damals sind, wie sich rausstellte, auch keine wirklichen Freunde gewesen. Ich habe mit vielen noch Kontakt, aber es tut mir nicht weh, ohne sie zu leben.
Das Ganze hat mich aber irgendwie zu einem anderen Menschen gemacht. Ich bin sehr ruhig geworden, sehr schüchtern. Ich war früher immer ziemlich aufgeweckt. Wie ich gerade merke gehen damit aber auch einige andere Dinge einher.

Mein ganzes Leben spielt sich also nun dort ab, wo ich studiere. Ich habe recht schnell Freunde gefunden und muss auch sagen, dass zumindest drei von ihnen Freunde fürs Leben sind. Mit einem werde ich in zwei Monaten ein Auslandssemester in Schweden verbringen. Ich freue mich unglaublich darauf und glaube, dass es mir sehr hilft. Es hilft mir, über meinen Schatten zu springen, mich einfach mal was zu trauen. Ich bin in Schwedisch sehr gut, habe aber immer Angst, etwas falsch zu machen.

Ich kann durchaus mit ihnen reden, aber mein größtes Problem muss ich leider fast für mich behalten. Meine beste Freundin, sie ist es etwa ein ¾ Jahr nachdem wir uns kennenlernten geworden (sie war mit einem der anderen zusammen und grundsätzlich weiß keiner, was zwischen uns so vorgefallen ist und was ich für sie empfinde). Sie hat mir etwas gegeben, was ich noch nie in meinem Leben gespürt habe. Menschliche Nähe, ich habe mich gewollt gefühlt, akzeptiert. Ich habe das in meinem Leben nicht oft bekommen, und dummerweise verliebe ich mich aber immer in solche Personen. Ich hätte es besser wissen können. Ist dann aber trotzdem wieder passiert. Ich habe ihr das auch gesagt, da ich mit ihr über alles reden kann, wofür ich wirklich sehr dankbar bin. Ich habe zu dieser Zeit viel nachgedacht und bin auch zu dem Schluss gekommen, dass es jetzt ok ist und das einfach nicht geht. Ich habe es wohl unterdrückt. Das ist dann irgendwie doch wieder hochgekommen und es sollte sich auch zeigen, dass auch sie vielleicht nicht völlig ohne Gefühle für mich ist – aber sie hält sich da sehr bedeckt, ich bin mir da deshalb auch nicht sicher. Sie hatte in der ganzen Zeit einen Freund. Es sind einige Dinge passiert, die mein Selbstbewusstsein sehr viel verbessert haben. Anfang diesen Jahres hatte ich ein recht krasses Tief – ich hatte mit meinen damals 20, inzwischen 21 Jahren noch nie eine Freundin. Man fragt sich dauernd, woran es liegt. Während meiner Schulzeit war ich einfach nur dumm – das verstehe ich dann auch. Seit meinem Studium habe ich mich sehr geändert und ich weiß halt nicht, wieso das dann so ist. Ich komme immer wieder darauf zurück, dass es an meinem Aussehen liegt. Ich wollte ab da sehr viel an meinem Leben ändern – abnehmen, vielleicht mehr Freunde finden, vor allem eine Freundin finden. Ich stand vor einem riesigen Berg von Problemen und wusste nicht, wie ich die lösen sollte.

Besonders zu dieser Zeit, aber auch schon einige Monate vorher, wurde es dann mit meiner besten Freundin irgendwie immer schlimmer. Sie hat sehr viele Freunde und kann mir nicht das geben, was ich brauche. Sie hat wenig Zeit und will sich auch mit anderen treffen. Ich habe ein paar Freunde, aber der harte Kern sind die drei vorher genannten – wovon fast immer nur die beiden anderen übrig bleiben. Aber sie geben mir nicht dasselbe. Meine beste Freundin gibt mir das Gefühl, nicht alleine zu sein. Das Gefühl habe ich leider viel zu oft, am Wochenende immer. Man sitzt doch die meiste Zeit alleine zu Hause und so ein Samstagabend mit den anderen ändert für mich nicht viel daran. Ich lenke mich ab, mit Uni, Fahrrad fahren, irgendwas anderes. PC-Spiele spiele ich aber nicht mehr und den Großteil der Zeit weiß ich auch nicht so recht, was ich mit mir anfangen soll.
In solchen Fällen zieht sie sich leider sehr zurück, sie fühlt sich eingeengt und als sei sie eine schlechte Freundin, weil sie mir nicht das geben kann, was ich von ihr gern hätte. Wir sind eben einfach nicht auf Augenhöhe, ich brauche sie mehr als sie mich.

Als sie mit ihrem Freund vor kurzer Zeit Schluss gemacht hat, ist das dann irgendwie eskaliert. Ich war zur schlimmsten Zeit für sie da und habe akzeptiert, dass sie Zeit für sich braucht. Da ist sie nach einer Stunde von meiner Geburtstagsfeier schon wieder gegangen. Ich habe schon vorher eigentlich jedes Wochenende wirklich versucht, sie nicht einzuengen. Das habe ich auch nicht getan und habe akzeptiert, dass wir uns eben nur in der Uni sehen. Das habe ich dann also auch gemacht, aber dann gab es da noch so einen Kerl… Sie fängt vorerst nichts mit ihm an, aber ich war eben verliebt in sie und dass das nochmal hochkam ist auch noch gar nicht so lange her. Deshalb ist es schwierig. Kurz und knapp: Sie hat vorher sehr viel mit mir geschrieben, sie war mir eigentlich näher als ihrem Freund. Mir ging es da tatsächlich gut. Mehr als irgendwas graues, schwammiges, war es vorher nicht. „Geht so“ eben. Anfang des Jahres eher schlecht.

Ja, und nun hat sich das halt gewandelt – diesen Kerl mag sie, sie schreibt sehr viel mit ihm und ich habe auch 4 Tage Funkstille beschlossen, und jetzt weiß ich auch, dass ich ihr inzwischen weniger wichtig bin. Dass alles irgendwie anders wird. Es war toll, dass ich im Leben eines Menschen so wichtig war. Aber das kann wohl nicht so bleiben… Für ihn hat sie recht viel Zeit, sie sagt auch, das sei was anderes und dass ich nichts daran ändern könne, aber das verletzt mich trotzdem. Ich glaube ich komme über sie hinweg, ich bin da auf einem guten Weg, aber es ist ein Schlag ins Gesicht, wenn man im Leben eines Menschen schlagartig weniger wichtig ist. Jetzt habe ich das Gefühl, dass ich sie störe und dass sie mich nicht braucht. Natürlich sagt sie, dass sie mich braucht. Es war vorher schon so, dass sie mir nicht gesagt hat, wenn sie sich eingeengt fühlt. Dann habe ich immer gedacht, dass ich etwas falsch mache, wie schon mein ganzes Leben. Das ist jetzt auch wieder so. Ich will das auch nicht zu krass ausweiten, da es ja irgendwie um mich gehen sollte.

Ich muss es eben akzeptieren, aber jetzt stehe ich da und weiß nicht weiter. In ihrer Gegenwart fühle ich mich immer gut, sie hat mich glücklich gemacht, sie hat dafür gesorgt, dass ich meinen Körper mehr akzeptiere, dass ich mehr Selbstbewusstsein habe und dass es mir einfach besser geht. Ich habe auch versucht, mit Frauen mehr zu machen, mit ihnen zu reden, mich mit ihnen zu treffen. Denn es ist scheiße, immer einsam zu sein. Ich will auch mal eine Freundin, aber geklappt hat bisher nichts. Ehrlich gesagt ist auch wenig in Aussicht und in zwei Monaten bin ich fünf Monate weg. Hierbei ist wohl mein größtes Problem, dass ich schüchtern bin. Ich finde aber, dass es sehr viel besser geworden ist und deshalb frage ich mich auch, was ich falsch mache. Vielleicht fehlt eben die richtige.
Dann gibt es noch die anderen beiden Freunde, mit denen ich unter der Woche abends immer was mache und auch am Wochenende. Aber das ist halt auch nicht so toll.

Übrigens habe ich seit letztem Jahr 20 Kilo abgenommen. Das ist sehr schön, da mal Erfolg zu haben, wenn man das ganze Leben nur zugenommen hat.

Das ganze ist also irgendwie festgefahren. Ich weiß nicht so recht, was ich jetzt tun soll. Alleine sein ist scheiße. Und was mich noch viel mehr nervt ist, dass es früher nicht so war. Da habe ich halt ein Spiel gespielt, war bei meinen Eltern oder abends weg. Da war immer jemand da. Da war ich nie einsam. Jetzt bin ich es sehr oft und wenn ich dann wirklich akut was für die Uni machen muss, kann ich es nicht. Ich sitze davor und kriege es nicht auf die Reihe, weil ich am Wochenende nichts habe, worauf ich mich freuen kann. Eine Therapie möchte ich nicht machen – ich sehe mich eigentlich auch nicht als einen Mensch, der in Depressionen abrutscht. Ich habe die meiste Zeit meines Lebens immer gewusst, dass ich weiter machen muss und wenn ich das will, dann kämpfe ich auch dafür. Ich bin nicht bereit, vor allen Menschen zuzugeben, wie es mir geht und wie es mir ging – denn das weiß kaum einer (auch nicht meine Eltern) und mir fällt es auch nach wie vor sehr schwer, darüber zu reden. Vielleicht denke ich nach Schweden darüber nach. Ich weiß inzwischen, dass ich glücklich sein kann, dass ich glücklich sein werde. Mir fehlen nur gerade die Voraussetzungen dafür. Aber irgendwann wird das auch klappen.

Ich danke euch schon mal für alle Antworten.

Viewing all articles
Browse latest Browse all 32166