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Probleme mit meiner neuen Chefin

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Ich hoffe, es ist in Ordnung, dass ich hier als unangemeldeter Gast schreibe, aber ich will auf keinen Fall, dass man das hier unmittelbar mit meinem Namen in Verbindung bringen kann.

Ich arbeite jetzt seit rund 15 Jahren in der Buchhaltung eines Mittelständers. Den Beruf habe ich auch, vor vielen Jahren allerdings, gelernt. Insgesammt habe ich jetzt über 30 Jahre Berufserfahrung und eigentlich mache ich meine Arbeit auch gerne. Ich weiß, für viele klingt das trocken, aber die Arbeit mit Zahlen und Werten ist sehr klar und erfordert vor allem ein hohes Maß an Genauigkeit und wenn es darum geht, Rechnungen anzumahnen auch eine hohe Sozialkompetenz. Und auch das Unternehmen, in dem ich arbeite, gefällt mir eigentlich ganz gut.

Wir sind eine kleine Abteilung, nur vier Leute. Jeder hat seinen mehr oder weniger eigenen Aufgabenbereich. Ich kümmere mich zum Beispiel um die Rechnungslegung usw. Das Klima war bis letzten Herbst eigentlich sehr gut. Wir haben gut zusammengearbeitet und sogar ab und an etwas privat unternommen. Dann ist die alte Chefin in Rente gegangen und wir haben eine neue bekommen.

Die Frau ist noch relativ jung, anfang 30, denk ich. Hat auch eine Buchhalterausbildung und dann noch BWL studiert. Und nun hat man ihr die Leitung über uns übtertragen. Man hätte wohl auch jeden von uns befördern können, aber es kam den Chefs wohl darauf an, dass neue Ideen und Methoden kommen.

Ich gestehe, mit einien Vorurteilen an die neue Chefin gegangen zu sein. Immerhin habe ich 30 Jahre Berufserfahrung und die junge Frau vielleicht drei. Und so sehr ich auch Uni-Wissen schätze, in der Praxis sieht es dann doch etwas anders.

Tja und mein Eindruck wurde leider auch eher bestätigt. Relativ bald nach ihrer Amtsübernahme hat sie verschiedene Änderungen angewiesen, sowohl Kleinigkeiten, zum Beispiel was die Ablage angeht, aber auch größere Änderungen, gerade im Hinblick auf die Bilanzierung und die dahinter stehende. Das war nicht alles falsch, einige Sachen haben echt weitergeholfen. Einiges fand ich sinnlos, habe es aber erstmal übernommen. Und es stimmt schon, wir arbeiten noch "alte Schule". Bei uns ist keiner unter 50. Da sind neue Ideen sehr hilfreich.

Nun hat sich aber ergeben, dass sie gerne etwas umgesetzt hätte, was einfach praktisch nicht ging. Da waren wir uns alle einig, also auch die anderen beiden Kollegen. Also habe ich ihr das im Teammeeting freundlich und sachlich erklärt. Wirklich freundlich, nicht böse, nicht belehrend, nicht herablassend. Sie hat sich nicht überzeugen lassen und daher dachte ich mir, dass wir es eben probieren und sie sieht dann eben am Ergebnis, dass es nichts wird. Soweit war alles erledigt für mich. Einen Tag später hat sie mich dann in das "Privatbüro" gerufen. Wir arbeiten alle eigentlich in zwei Räumen, auch die Chefin, und haben dann noch einen dritten Raum, indem man ungestört ist, zum Beispiel für Mitarbeitergespräche.

Sie hat mich dann zur Schnecke gemacht. Ob ich den ihre Autorität untergraben wolle oder ihre Kompetenz in Zweifel ziehe. Und das auch weniger sachlich, dafür aber ziemlich laut und ziemlich gemein. Nach 15 Minuten Standpauke hat sie mich dann gezwungen, mich bei ihr zu entschuldigen. Ich habe pariert, vielleicht war das falsch. Aber ich bin ein ruhiger Mensch und grundsätzlich erkenne ich ja auch an, dass es erstmal ihre Verantwortung ist. Aber es tut im Stolz schon weh, wenn man als Mitte Fünfzigjährer von einer jungen Frau heruntergeputzt wird, obwohl man weiß, dass man eigentlich im Recht ist.

Darüber habe ich mich zwar geärgert, aber im Grunde hatte es sich damit auch. Dachte ich. Bald danach fand meine Chefin in jeder Arbeitsleistung einen Fehler. Kleinigkeiten, Schönheitsfehler und manchmal auch echte Fehler. Alles davon ist normal, nicht schlimm und passiert jedem. Das weiß, dass weiß jeder. Aber meine Chefin hat entschieden, dass sie mir jeden einzelnen Fehler vorhalten wird. Ganz gleich, ob nun eine Rechnung ein Blatt zu weit hinten abgelegt ist, oder die Anschrift nicht mit "Sehr geehrte Damen und Herren", sondern mit "Sehr geehrter Herr XXX" beginnt, weil ich und jeder andere den Empfänger seit 10 Jahren kennen. Das ganze ging soweit, dass sie auf meinem Schreibtisch einen Ordner ausgekippt hat und ihn mich neu sortieren lies. Alles in allem verbessert sie alles was ich mache. Selbst wenn es, wie meistens, nicht wirklich etwas zu verbessern gibt.

Hinzu kommt, dass ihr das ganze scheinbar Spaß macht. Wenn sie wieder einmal auf einen "Fehler" hinweist, dann macht sie das nicht laut nachdrücklich, sondern leise und süffisant. Mit einem Lächeln auf den Lippen. Das ist sehr erniedriegend.

Das ganze geht nun schon ein halbes Jahr so. Auch wenn ich meinen Beruf immer gern gemacht habe, er wird mir immer mehr zur Hölle. Die Schikanen und Demütigungen machen mir schwer zu schaffen. Ich wache nicht schweißgebadet auf, aber ich denke schon abends vorher darüber nach, was morgen wieder für ein schrecklicher Tag wird. Die ganze Woche lang.

Meine Frau versteht das nicht wirklich und auch wenn meine Kollegin im Geiste zu mir halten, hilft mir das auch wenig weiter. Ich habe überlegt, ob ich zu einem Oberbosse gehe und ihm das schildere. Der Unternehmensgründer ist ein alter Haudegen, der sich immer um jeden Angestellten kümmert. Ganz egal, ob er krank wird oder finanzielle Probleme hat. Der würde sowas wohl abstellen. Und zwar sofort. Aber andererseits will ich nicht, dass jeder weiß, dass ich mit meiner Chefin nicht zurechtkomme und Hilfe von jemandem andern brauche. Ich würde das ganze lieber anders regeln. Intern. Auch wenn ich Zweifel habe, dass ich mit dieser Frau jemals auskommen werde. Kann mir jemand da einen Rat geben?

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