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Meine Lebensgeschichte - Eine Story zum Mutmachen

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Hi alle zusammen!

Vor ein paar Tagen habe ich in einem anderen Unterforum hier einen Beitrag über meine Lebensgeschichte gepostet. Ich wollte dem Fragenden damit zeigen, dass auch jüngere Leute schon durchaus eine Menge auf dem Buckel haben. Ich habe jetzt eine Weile darüber nachgedacht und beschlossen, diesen Text über mein bisheriges Leben hier noch einmal im Ich-Forum zu posten.
Ich möchte mich nicht ausheulen, ganz im Gegenteil. Ich möchte nur, dass man zwischen all den unzähligen "Ich will sterben"-Threads und "Ich passe nicht in diese Welt"-Themen endlich auch mal was positives zu finden ist. Natürlich gibt es nicht nur gutes in meiner Geschichte zu lesen - im Gegenteil, ich schätze, das Schlechte in meinem bisherigen Leben überwiegt. Aber ich habe mich von selbst verändert, und heute bin ich mehr oder weniger über die schlimmsten Erfahrungen hinweg. Und das allein aus eigener Kraft, gegen Psychiater habe ich im Laufe meiner Jugend eine Abneigung entwickelt. Vielleicht hilft meine Erzählung ja dem ein oder anderen, endlich mal wieder etwas Mut zu fassen und entschlossener, zuversichtlicher zu sein.

Also... Ich bin Mitte 23, angeblich hochbegabt, als Kind war ich klein, schwach, feige. Die Feigheit kam daher, dass ich in meinen ersten Jahren aus heutiger Sicht viel zu sehr von meiner Mutter verhätschelt wurde. Wurde vom ersten Tag im Kindergarten bis Ende der 8. Klasse gemobbt, auch von diversen Lehrern (Obwohl in der Grundschule nicht alle schlecht waren), dabei durch die Hölle gegangen. Von meiner Kindergartenaufsicht, einem halbirren, ultra-aggressiven Miststück weiß ich bis heute nicht mehr genau, was sie mir und einigen anderen angetan hat: Ich befürchte, es war Missbrauch, doch ich habe diese Zeit so stark verdrängt, dass ich nur noch verschwommene Bruchstücke aufrufen kann. Es war auf jeden Fall etwas schlimmes, ich weiß, dass sie uns regelmäßig geschlagen hat und dass ich panische Angst vor ihr hatte.

Danach die Schullaufbahn ab Klasse 1: Dutzende Male verprügelt worden, bespuckt worden, den Kopf gegen Heizungen geschlagen bekommen, gegen den Kopf getreten worden, ein Arm wurde mir in der sechsten Klasse unter Vorsatz gebrochen, und die Lehrer haben mitgemacht, haben mich beschimpft, ich solle mich nicht so anstellen. In der 7. Klasse hätten mich meine Mitschüler auf der Klassenfahrt fast umgebracht, denn sie sprühten mit Deosprays in eine Toilettenkabine, in der sie mich eingesperrt hatten, etwa 10 Minuten lang. Hätte ich mich nicht mit letzter Kraft befreit, und hätte der anwesende Lehrer, bei dem ich mich - ohne zu übertreiben - halb erstickt ausheulte, nicht Geistesgegenwart bewiesen, wäre ich nicht hier. Ich blieb ein Jahr später sitzen, und ich Vollidiot blieb auf der Schule, machte den Terror ein weiteres Jahr mit, und warum? Weil unsere nutzlose, aggressive Klassenlehrerin uns sagte, dass man auf Realschulen ausgeraubt und auf Hauptschulen abgestochen wird. Zu dieser Zeit kamen die ersten Selbstmordgedanken, doch als ich mich im Spiegel sah, erschrak ich vor mir selbst. Suizid ist für mich schon immer der Gipfel der Schwäche gewesen, und das wollte ich auf keinen Fall mehr sein: Schwach.

Dann, in der 9. Klasse, endlich der Wechsel vom ach so tollen, im Nachhinein offensichtlich faschistoid aufgebauten Privatgymnasium, auf dem es keine Ausländer gab, auf die "ordinäre" internationale Gesamtschule, und erstmal Realschulabschluss gemacht. Zu dem Zeitpunkt war ich ein Wrack, aber ich weiß noch, wie ich mich freute, auf die neue Schule zu kommen. Trotz meiner Angst und den Vorurteilen gegenüber der Realschule wusste ich: Auf die alte Schule muss ich nie mehr. Das gab mir Hoffnung. Dort zwei Jahre verbracht, die besten Jahre meines bisherigen Lebens, ich werde sie immer als magische Zeit in Ehren halten. Von der ersten Minute an war ich in der Klasse willkommen, ich war gewollt, ich war beliebt. Es war so völlig anders als alles davor, dass mir am ersten Tag auf dem Weg nach Hause auf einem Parkplatz die Tränen über die Wangen liefen. Wir waren ein bunt gewürfelter Haufen von Nationalitäten, der zusammenhielt gegen Schlägertypen und Pubertät. Ich war, abgesehen von Mathe, Klassenbester neben zwei anderen. In fast allen Fächern. Die Lehrer waren begeistert von mir. Ich genoss es.

Dennoch: Durch die Vergangenheit seelisch ein Krüppel, der nach der Schule praktisch keine Kontakte pflegte, der jetzt zum ersten Mal merkte, dass er eben doch wichtig ist, wertvoll ist, dass er NICHT allein an dem Leid in seinem Leben Schuld ist, so wie es ihm fast 13 Jahre eingeredet wurde - vom Kindergarten bis zu 8ten. Nein, auch andere Menschen tragen Schuld an dem Leid was einem wiederfährt und der 15jährige begriff dass es irre wichtig ist, sich zu wehren gegen jene Leute, die einen als Wischmopp missbrauchen wollen.

Ein weißglühender Hass begann in mir zu gären wie kochender Traubenmost, ich glaube nicht mal ansatzweise, dass jemand anderes in meinem heutigen Bekanntenkreis jemals so gehasst hat wie ich zu dieser Zeit. Ich HASSTE mit jeder Faser meines Körpers. Die Welt, die Menschen, das Sonnenlicht, das mich, wie ich bald merkte, blendete, weil ich jahrelang immer traurig auf den Boden gestarrt hatte. Doch ich kriegte die Kurve, begriff, dass nicht alle Menschen schlecht sind, dass es auch jene gibt, die einem wohlgesonnen sind. Der Hass, der sich ohne weiteres durch Titan hätte fressen können, der mich nachts im Bett zittern und meine Zähne knirschen ließ, ebbte mit dem Realschulabschluss ab. Eine Woche nach dem letzten Schultag nahm ich all meinen Mut zusammen und rief einen Klassenkameraden an, den ich während meiner Schulzeit gern gesehen, aber nie privat getroffen hatte. Es sollte eine wunderbare Freundschaft werden, die zum heutigen Zeitpunkt leider zu fast 100% eingeschlafen ist - Schuld haben sowohl ich als auch er. Ich hoffe, ja bete inständig, dass ich ihn irgendwann wieder einen echten Freund nennen kann. Denn ohne ihn wäre ich nichts.

Durch diese Freundschaft waren die Jahre zwischen Sommer 2007 und Sommer 2009 für mich das, was andere schon mit 12 oder 13 erleben - sie waren meine Jugend. Ich lernte viele Leute kennen die ich bis heute immer mal wieder sehe und erlebte wunderbare Augenblicke, die ich nie gekannt hatte. Diese Jugend aber, sie währte zu kurz, denn nach einem vergeigten Versuch am Abitur - ich wusste noch nicht so wie heute, wer ich bin und was ich kann - und dem Zivildienst, machte ich eine Ausbildung nahe Berlin - 700 Kilometer von daheim entfernt. Die Ausbildung selbst war ein Fehler, hastig von mir angenommen, denn ich, jung und dumm, ließ mir einreden, dass ich schnell etwas finden müsse, und auf Bewerbungen kam keine Antwort. Die Ausbildung zahlte kein Geld, sondern kostete welches, hinzu kamen Wohn- und Reisekosten. Praxisunterricht fehlte völlig, das ganze war rein schulisch, und bot mir somit keine Perspektiven. Das wurde mir zu spät klar. Ich vereinsamte dort oben in meinem Zimmerchen im Wohnheim, die Ausbildung war der Grund, warum meine gewonnenen Freundschaften bis heute nie mehr so waren wie davor. Hätte ich zu dieser Zeit nicht in den Ferien hart daran gearbeitet, dass die Freundschaften nicht einschlafen, wäre ich heute komplett allein. Dank einem Knebelvertrag hätten wir auch zu Ende zahlen müssen, wenn ich abgebrochen hätte. Alles in allem ein finanzielles Desaster für meine Eltern, zumal ich unmittelbar nach der Ausbildung wusste, dass ich keinen Tag in diesem Beruf arbeiten will. Sie sagten zwar, es ist in Ordnung, doch ich habe mir geschworen, meinen Eltern diese 20.000 Euro eines Tages auf Heller und Pfennig zurück zu zahlen. Denn 20.000 Euro waren es.

Doch die Ausbildung war nicht ganz vergebens: Hätte ich sie nicht absolviert - dann wäre nie gekommen, was danach kam: Während der Ausbildung erfuhr ich von einem Programm der Walt Disney Corporation, die jungen Europäern ein Austauschjahr in Florida ermöglicht, wo man in den Disney-Parks arbeitet und den Gästen über Deutschland berichtet. Logis wurde gestellt, also warum nicht? Ich bewarb mich, ich wurde genommen, im November dann reiste ich nach Florida - mit 21 Jahren, allein, 300 Euro Sparbüchsengeld und mein zum Glück sehr gutes Englisch im Gepäck (Für Sprachen hatte ich immer ein Talent). Es wurde eine phantastische Zeit. Ich sah und lernte so viel, traf so viele Menschen, machte Erfahrungen und vor allem Erinnerungen, die ein Leben lang bleiben. Nicht jeder, den ich traf, war nett zu mir, ein französischer Mitbewohner drohte mir gar mit Prügel, weil ihm meine Nase nicht passte - doch statt klein beizugeben, dachte ich nachts in meinem Bett "Du kleiner Scheißkerl, wart mal ab, dich mach ich fertig". Ich ging am nächsten Tag zur Administration; und beschwerte mich zudem auf der Arbeit bei meiner Managerin. Sie hieß Debbie, war gut 50, und sowas wie die Mama des Themenbereichs. Ich argumentierte, wenn sich meine Lebensumstände nicht besserten, würde ich sofort abreisen, denn Prügel könnte ich auch Zuhause haben, dafür wäre ich nicht nach Florida gekommen. Sie kochte. Zusammen mit einem deutschen Kollegen setzte sie Himmel und Hölle in Bewegung, denn die Hausaufsicht der Apartments wollte mir keinen Glauben schenken. Ich bekam mein neues Apartment, der Franzose wurde vorgeladen und musste sich vor einem der obersten Bosse des Freizeitparks rechtfertigen. Er durfte bleiben - zu meinem Bedauern - doch ging er mir danach tunlichst aus dem Weg. Oh, süßer Triumph. Von da an lebte ich mit einem offenbar reichen, aber überraschend bodenständigen jungen Spanier, der sich in den Staaten die Hörner abstoßen wollte, sowie einem ständig besoffenen Norweger zusammen, der kaum mehr geradeaus laufen konnte sobald er frei hatte. Nachdem er auszog, rückte ein Chinese aus Hongkong nach, der einer meiner besten Freunde dort wurde. Es gab Startschwierigkeiten, aber ich erklärte ihm, dass ich an Harmonie interessiert war, und wählte die taktik, ihn wo es ging über seine Heimat und sein Leben in China auszufragen. Eben Interesse an ihm zu zeigen. Das gefiel ihm natürlich, und er tat es bald umgekehrt. Als wir beide auszogen, schwor ich ihm, dass ich ihn eines Tages in seiner Heimat besuche. Er schwor mir das gleiche.

Spätsommer 2012: Kaum war ich nach 9 Monaten Programm aus Amerika zurück - ich konnte kein ganzes Jahr bleiben, denn ich wusste, im Herbst gingen die Schulen los - kam der deutsche Herbst und sehr rasch der Winter, den ich im vorigen Jahr in Florida logischerweise übersprungen hatte. Die Kälte und Dunkelheit machte mich manisch depressiv, nach all der herrlichen Wärme und Sonne hatte ich mit Deutschland abgeschlossen und kam nur widerwillig zurück. Doch ich wusste sogleich, was ich tun würde - endlich wieder das Abitur in Angriff nehmen und danach auf direktem Weg auf die Uni. Dank der Ausbildung hatte ich das Fachabitur in nur einem Jahr in Aussicht. Aber wo kostenlos machen? Ich wusste, auf normalen Schulen nimmt man mich nicht, im März würde ich 23 werden, und weitere drei Jahre für das vollwertige Abi einzusetzen, das war für mich nicht drin. Alternative: Eine private Schule in meiner Heimatstadt hier in Baden-Württemberg, die 175 Euro im Monat verlangte - kein Pappenstiel für einen mittellosen Schüler wie mich und mit Privatschulen hatte ich ja schon so meine Erfahrungen gemacht. Mein Vater machte mir klar, dass er stolz auf mich sei, wenn ich es denn endlich schaffe, aber wie ich es bezahle, müsste ich selbst regeln. Ich verstand, suchte mir einen Minijob bei REWE, 3 Stunden Regale einräumen für unwürdige 6,50 die Stunde. Und das fünfmal die Woche.

So konnte ich die Schule ohne weiteres bezahlen, doch die Noten sackten durch mangelnde Zeit zum Lernen rasch ins Bodenlose. Im Dezember zog ich die Notbremse: Ich wusste, so würde ich es nicht schaffen - wenn ich nichts unternahm, würde mich die Schule zum Halbjahr rauswerfen. Ich ging einen Schritt, der mich schwer schlucken ließ: Verschuldete mich bei der Bank für einen Schulkredit über 3000 Euro. Damit war der Weg frei für unbeschwerte Lernerei, den Minijob machte ich weiter, aber drosselte meine Anwesenheit drastisch. Zum Glück hatte der Chef Verständnis - "Schule geht immer vor". Gerne hätte ich es ohne den Kredit gemacht, doch wie hätte ich dann die Schule bezahlt? Es war ein Teufelskreis, dem ich nur durch fremdfinanzierte Luft nach oben entgehen konnte. Die Klassenkameraden waren fast durch die Bank durch arrogante Pinkel und feine Tussis, die die Schule von ihren reichen Eltern bezahlt bekamen. Ich fühlte mich völlig fehl am Platz, stand aber zu meinem knappen Geldbeutel, nannte die Dinge beim Namen ("Ja, ich hab kein Geld! Na und?") und behauptete mich in der Klasse. Das verschaffte mir durchaus einen gewissen Respekt. Weil jeder wusste, wofür er in den Unterricht kam, gab es auch kein Konkurrenzdenken. Ich tanzte durch das Fachabi wie eine Ballerina, mit einem guten Schnitt der mir Selbstvertrauen gab. Meine BWL-Lehrerin beschwor mich aber, "bloß nichts mit Wirtschaft zu studieren". Ich lachte und versprach es ihr. Leider schliefen jetzt auch immer wieder die privaten Kontakte ein, und ja, daran bin ich selbst Schuld.

Und sonst? Seit Juli schaffe ich jetzt wieder täglich, also fünfmal die Woche. Es reicht zum sparen, sagen wir es so. Ich bin ein knallharter Geizhals - das hab ich mir angeeignet über die Jahre. Meine Lieblings-Disneyfigur ist schon immer Onkel Dagobert gewesen - nicht wegen seinem Reichtum, sondern weil er knallhart kalkuliert und trotz seines Alters immer alles gibt. Und er wehrt sich vehement gegen die Panzerknacker, die glauben sie könnten ihn verarschen. Klar, es ist nur eine Comicfigur. Aber dennoch eine, deren Charakter mir imponiert. Sicher gebe ich ab und an was aus, aber ich hebe stets nur winzige Beträge vom Konto ab, denn in meinen Augen ist Bargeld in der Börse eine gefährliche Sache. Ich sage immer: Ist es einmal drin, gibt man es auch ganz sicher aus, und höchstwarscheinlich für irgendeinen sinnlosen Schrott, das zahlt man ganz sicher nicht wieder ein. Natürlich habe ich Glück, dass ich jetzt noch immer zuhause wohnen kann. Alles andere könnte ich mir momentan nicht leisten.

Das nächste Ziel heißt jetzt: Universität, Bachelor of Arts und vielleicht danach den Master. Das, wovon ich, seit ich das Nazi-Privatgymnasium verlassen musste, immer geträumt hatte. Ich habe eine Menge Umwege gemacht, musste mir von meinem Vater gar anhören, dass andere "in deinem Alter schon mit dem Studium fertig sind". Schnell begriff er aber, dass das nicht die Art ist, wie man mit mir redet. Er hatte einfach Angst, dass ich es wieder nicht schaffe. Jetzt habe ich ein gutes Verhältnis zu ihm, zu meiner Mutter nicht. Doch jetzt hab ich es geschafft. In Baden-Württemberg will mich mit meinem Fachabitur keine Universität, offenbar bin ich den Damen und Herren nicht gut genug. Dabei hab ich im Gegensatz zu gewöhnlichen Abiturienten sogar eine Ausbildung (Ja, gut, ohne Praxis) und noch ein Jahr Auslandserfahrung obendrauf, spreche fließend Englisch. Aber sei's drum, ist mir egal. Ich habe ein paar Kilometer weiter einen Platz an der Universität Darmstadt in Hessen gefunden, wo mein Studium der Germanistik und Politikwissenschaften am 01.10 los geht. Werde vermutlich wieder einen Kredit beantragen müssen und wieder in eine WG ziehen. Ich bin im Fitnessstudio angemeldet, und gehe auch öfter hin. Immer mit dem Gedanken im Kopf: Ich tu's für MICH.

Ach ja: ich habe mir vorgenommen, irgendwann Millionär zu werden. Ich weiß noch nicht wie, ich weiß noch nicht wo oder wodurch. Aber eines weiß ich ganz genau.

Ich werde NICHT scheitern.

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Tja, das war meine Lebensgeschichte bis zum heutigen Tage. Das ist alles zu 100% wahr. Es ist ne Menge Scheiße passiert, das könnt ihr mir glauben. Es ist öfter angezweifelt worden, dass ich "mitreden" könnte. Nun, nur weil ich erst 23 bin, heißt das nicht, ich hätte noch nichts erlebt. Jede jüngere Person oder Gleichaltrige/r wird wissen, was ich meine. Es ist die Arroganz der Erwachsenen, zu glauben sie hätten die Weisheit mit Löffeln gefressen. Ich hab genug getrauert und Selbstmordgedanken und Zweifel gehabt für mein ganzes Leben. Der Zorn, der in mir während meiner Jugend gegärt hat, hat die besagte Leidenschaft in mir geweckt, von der ich gesprochen habe. Sie lässt mich alles so intensiv wahrnehmen und mich so dankbar sein für jeden Tag, den ich nutzen kann. Und ich bin heilfroh darüber. Wären die Dinge nicht gekommen, wie sie kamen, dann wäre ich heute vermutlich auch eine von diesen leeren, traurigen, grauen Hüllen, denen man heutzutage so oft auf der Straße begegnet.

Ich hoffe, ihr versteht jetzt, wieso ich bin wie ich bin, wieso ich schreibe, was ich schreibe. Warum ich manchmal so direkt bin. Ich bin nicht perfekt - Gott bewahre. Die Vergangenheit hat mich geformt, ja, mich in großen Teilen entstellt. Ich tue mich bisweilen schwer mit Leuten in Kontakt zu treten. Ich hatte noch nie eine Freundin. Ich hatte noch nie Sex. Ich kann manchmal arrogant und ein Arsch sein. Aber hey, immerhin fällt es mir selber auf, und das ist doch schon was wert. Das unterscheidet mich von anderen. So kann ich daran arbeiten. Viele Leute geben immer nur den anderen die Schuld, ich suche sie auch bei mir, denn Selbstkritik ist wichtig. Und ich lege es nie drauf an. Ich bin nie vorsätzlich gemein zu Leuten, denn ich weiß, wie scheiße man sich da fühlt. Was so ein Verhalten kaputt machen kann. Aber ich hab auch keine Angst mehr davor, mich zu wehren, den Mund auf zu machen, und mich zu verteidigen. In meinem Herzen bin ich vermutlich immer noch der kleine Junge, der es einfach allen Recht machen will. Das geht natürlich nicht, aber... Mein Lebensziel ist es, diese kindliche Güte mit der Stärke eines wahrhaftig Erwachsenen zu vereinen (Von denen es viel zu wenige gibt). Eine Kombination, die heutzutage rar gesät ist. Dann bin ich vollkommen. Und erst dann.

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