Ufff... Jetzt schreibe ich mal was und ich habe absolut keine Ahnung, ob das nun wirklich die passende Abteilung ist und ob ich das überhaupt hinkriege. Ich denke, es passt auf Lebenskrise und wird sehr ausführlich.
Wer auch immer sich das hier durchlesen möchte, braucht viel Geduld. Sehr viel davon.
Schön anschnallen, keine Arme und Beine raushängen lassen und los geht die Fahrt.
Hi erneut. Ich schätze, ich will einfach mal alles loswerden, damit ich meine eigenen Gedanken sortiert kriege und vielleicht ein paar Tipps bekomme, was ich jetzt machen könnte. Ich habe immer lieber viele Optionen offen.
Ich bin 18 Jahre alt, gehe auf ein Gymnasium, genauer in die zwölfte Klasse.
Mein Leben ist bisher kein besonders angenehmes gewesen (ja, ich weiß, welch Überraschung, hm? *erbärmlich lach*)
Bis ich vier Jahre alt war hatte ich keinen besonderen Kontakt mit anderen Kindern, nur mit meiner Familie, welche mein ein und alles war. Ich bin diesbezüglich auch ein Glückspilz gewesen.
Mit vier kam ich dann in den Kindergarten. Ich war damals schon ein recht komisches Kind und habe mich des Öfteren unter Tischen versteckt, weil ich extreme Angst hatte. Irgendwann habe ich mich dann mit einigen Jungs dort angefreundet. Da ich allerdings trotzdem sozial leicht anders war und meine neuen Freunde ein wenig geächtet wurden, bekam ich langsam Schwierigkeiten mit älteren Kindern. Es half auch nicht, dass ich trotz meines biologischen Geschlechts (weiblich) absolut nichts mit der Geschlechterrolle am Hut hatte.
Das ging dann so weit mit den älteren Kindern, dass einer von ihnen mich schlussendlich eines Tages beinahe auf dem Außengelände des Kindergartens umgebracht hätte. Die Kindergärtner und meine Mutter, welche mich suchte, weil sie mich abholen wollte, trafen ein, bevor irgendwas passieren konnte. Ich persönlich erinnere mich nicht mehr sehr klar daran, die meisten Informationen habe ich von meiner Mutter.
Jedenfalls wurde ich dann auch eingeschult, zusammen mit den meisten meiner besten Freunde. Allerdings waren auch hier einige von denen, welche mein Leben immer wieder aufs Neue terrorisierten. Bis zu einem Alter von ungefähr 7 war ich an der Grenze zum Untergewicht, das kippte mit dem zunehmenden Stress in Übergewicht um, welches mich bis heute noch verfolgt, man mir aber aufgrund meiner Statur langsam weniger ansieht.
In der dritten Klasse kam dann ein neuer an unsere Grundschule. Am Anfang terrorisierte er mich nicht weniger als die schon genannten, aber wir bemerkten recht bald, dass wir den gleichen Schulweg hatten. Automatisch erfuhren wir mehr voneinander und ich vergab ihm seine Taten mir gegenüber.
Ich hatte einen Peiniger verloren und einen Bruder in allem außer Blut gewonnen. Er war schon ein äußerst brutales, sarkastisches und nicht sehr geschätztes Kind, aber gleichzeitig hat er immer versucht, mich zu beschützen und mir zu helfen, stärker zu werden.
Seine Vergangenheit war nicht leicht; seine große Schwester war gestorben und seine Eltern vernachlässigten ihn in ihrer Trauer. Ich verstand, warum er um Aufmerksamkeit kämpfte und versuchte ihm andere Dinge zu zeigen - ich war sehr glücklich, als er sich das erste Mal bei meiner Mutter bedankte, als diese ihm etwas zu Trinken oder Essen anbot. Zudem kam noch ein weiterer Junge zu meinem Freundeskreis hinzu, der Klassenclown.
Die Vormittage waren die Hölle - die Kinder, welche mich noch immer aus dem Leben haben wollten und Lehrer, die sich einfach nicht für interessieren konnten. Die Nachmittage waren meine Rettung.
Schlussendlich fand ich zu Videospielen und Büchern. Sie sollten das sein, was die Schule nicht sein konnte, meine moralischen Lehrer. Zusammenhalt, Zivilcourage, die Fähigkeit, zu sehen, wenn andere leiden.
Während ich allerdings meine Zuflucht so fand, fanden meine Freunde sie ab der vierten Klasse in Alkohol und Zigaretten. Ich versuchte sie abzuhalten, so sehr abzudriften, aber ich konnte nichts tun. Ich war zu jung, zu dumm, konnte nicht argumentieren. Wegen mir all dieses Leid.
Zur Fünften kam dann der Schulwechsel. Man gab mir eine Realschulempfehlung, aber ich wollte mehr als das und habe meine Eltern gebeten, dass ich auf's Gymnasium dürfte, nur, um es zu probieren. Sie willigten ein.
Durch Klassenaufteilung und die Aufteilung auf verschiedene Schulen verlor ich langsam meine Freunde. Wir versuchten, zusammenzuhalten, aber es war sehr wackelig.
Die neue Schule war der Horror. Die älteren Kinder am Anfang? Sie hatten lauter Gerüchte über mich in der gesamten Schule verbreitet und so ging die Schikane weiter - diesmal ohne Schutz, mit weniger Nachmittagen zum Ausgleich.
Ich schloss mich einem Freundeskreis mit einigen an, welche mir noch aus der Grundschule bekannt waren, das Ganze war aber sehr oberflächlich.
In der Grundschule hatte ich schon erste Gedanken darüber, dass man alles doch so leicht beenden könnte, und die setzten sich nun harscher fort, meine Konzentration und mein Eifer verschwanden im Nichts. Ich umgab mich mit einer Blase. Von der fünften bis zur achten Klasse habe ich nur wenige Erinnerungen. Ich habe sie alle verdrängt, nur die schlimmsten und die schönsten bleiben.
In der achten ging man vermehrt auf mich los - ich hatte schon wieder den Freundeskreis wechseln müssen. Man verteilte das Gerücht, ich sei lesbisch, was ich damals noch als furchtbar empfand, vor allem, da es alles von einer meiner alten Kindergartengruppe kam, die anscheinend ihren Fokus auf mich noch nicht verloren hatte.
Mein Klassenlehrer versuchte, mich von der Schule zu ekeln, da er meinte, ich würde mit meiner Realempfehlung nicht dorthin gehören. Und da war er nicht der einzige.
Ich nahm mir vor, in den nächsten Sommerferien allem ein Ende zu setzen. Denn nun ließ mich auch noch meine Verwandtschaft im Stich, hackten immer wieder auf mir herum und versuchten, mich zu verbiegen, zu einem Mädchen zu erziehen, in eine bestimmte Berufsrichtung zu schubsen.
Nur meine Mutter, mein Vater und meine Oma hielten wirklich zu mir.
Und dann verschwand mein "Bruder". Er meldete sich nach einem Streit ein Jahr nicht. Und das, nachdem er mehrmals angemerkt hatte, in bestimmten Gruppen unterwegs zu sein, die anscheinend auch Drogen an z.B. ihn vertickten. Ich konnte ihn nicht kontaktieren, wusste seine neue Adresse nicht. Ich dachte, er wäre tot und gab mir prompt die Schuld am Ganzen.
Und dann sollte etwas geschehen, was mein Leben komplett änderte.
Bei dem Abistreich, wenige Tage vor den so gewünschten Sommerferien, saß neben mir ein älteres Mädchen. Und sie las exakt das Buch, welches mir in dem Moment so viel bedeutete. Ich weiß bis heute nicht, wie ich es geschafft habe, aber ich sprach sie an. Und wir wurden Freunde.
Gleichzeitig lernte ich noch ein anderes, gleichaltriges Mädchen kennen. Und ihre Freunde. Und ich hatte wieder etwas, wofür ich leben konnte. Ich blieb am Ende dieses Jahres sitzen.
Und kam in die Klasse der gleichaltrigen Freunde.
Mein Leben änderte sich um 90°. Langsam verschwand die Blase und ich nahm die Welt wieder wahr, mit allen Farben. Meine Noten wurden besser, mein Verstand wurde wieder scharf. Ich konnte wieder kämpfen, ignorierte meine Peiniger. Die meisten ließen langsam ab.
Und dann kam wieder die Frage der Sexualität auf. Und ich denke, etliche wissen wie das ist. *schmunzel* Die Ironie meines Lebens zeigte mir auf, dass ich bi war. Meine Mitschüler fassten das anfangs recht gehässig auf, mittlerweile hat sich das aber reguliert. Mein erster Crush, meine beste Freundin in meiner Klasse.
Das frustrierte mich so ungemein, vor allem, da sie mir einen Korb gab.
Aber ich konnte loslassen und begann langsam, meine Meinung aussprechen. Egal ob meiner Familie, oder meinen Freunden, anderen Schülern oder auch Lehrern gegenüber.
Mein Selbsthass wollte aber einfach nicht verschwinden, zu tief war er bereits eingebrannt. Langsam drehte sich aber der Spieß um. Ich wollte nicht mehr mich selbst töten. Sondern alle die, die mich leiden ließen. Unvorstellbare Aggressionen bildeten sich, bis hin zur Planung von Amokläufen. Ich machte mir selbst Angst und unterdrückte mich wieder leicht.
Ich wollte und will niemals jemandem Schmerzen zufügen. Und irgendwie schaffte ich es, diese fremden Aggressionen auszumerzen.
Ich begann, mit meiner älteren Freundin viel zu tun, wir schrieben viele Geschichten zusammen. Bis ich eines Tages den einen Charakter gefunden hatte, in einem Videospiel, der meine Welt veränderte. Er war so selbstlos. So intelligent. Ein extrem sympathischer junger Mann mit Ambitionen, der trotzdem sein Umfeld nicht vergass und sein Leben zu opfern bereit war. Ich hatte endlich ein Idol gefunden.
Ich eignete mir innere Ruhe an und nachdenkenderes Auftreten. Mitschüler fingen an, mit ihren schulischen Problemen zu mir zu kommen und es war wie Atmen, wenn ich das Wort "Danke" hören durfte.
Mein "Bruder" meldete sich noch einmal, bei meiner Mutter allerdings, weil ich Nachmittagsunterricht hatte. Sie meinte, er habe sich vollkommen verändert und er wäre glücklich. Ich hätte ihn zu gerne noch einmal gesehen, aber eine Last war von meinen Schultern gefallen. Leben wurde immer einfacher. Ich ging wieder gerne zur Schule, dachte nicht mehr ans Ableben.
Und dann geschah etwas, von dem ich nie gedacht hätte, dass es passieren könnte. Ich kam mit meiner älteren Freundin zusammen. Nun sind wir bereits über zwei Jahre zusammen und verlobt.
Nebenbei kamen aber neue Probleme auf. Ich setzte mich weiter mit mir selbst auseinander und kam schlussendlich zu einem Ergebnis, welches sich immer wieder in meinem Leben bemerkbar gemacht hatte. Ich bin bigender, weder Mann noch Frau, aber irgendwie beides. Allerdings tendiere ich eher zur männlichen Seite.
Es macht mir Stress, einen Kompromiss für mich zu finden - meine Familie (das, was von ihr über ist. Ich weigere mich, einen Großteil meiner Familie zu akzeptieren, nachdem sie mich so mies behandelt haben. Vor allem meine Schwester, welche sich nun absolut nicht mehr für mich interessiert und der ich so ziemlich total egal bin), meine Freunde und meine Freundin akzeptieren das. Aber bei allen anderen ist das problematischer.
Mittlerweile habe ich wieder zweie, die ich Brüder nenne, eine kleine "Schwester" und meine Freundin.
Nachteil: Meine Schwiegereltern sind kontrollierend und können mich nicht ausstehen. Nach ein paar Monaten auseinandersetzen wird letzteres erwiedert. Muss mich also immerzu um meine Freundin kümmern, welche von der Situation vollkommen überfordert ist (dieser monatelanger Streit hat uns beide vor einigen Wochen beinahe zum Suizid getrieben). Und um meine Freunde (ein Waisenkind mit schlechter Restverwandtschaft, eine so ehrgeizig, dass sie sich beinahe selbst damit umbringt und ein suizidaler Menschenhasser). Und um meine Mutter (sie überarbeitet sich ständig, seitdem meine Eltern sich friedlich getrennt haben, weil sie unabhängig sein will). Um meine Mitschüler (welche ihre Münder nicht aufbekommen, um sich bei Lehrern zu beschweren, was ich schlussendlich immer mache, obwohl es nicht gewürdigt wird).
Ich bin also total überfordert und total gedanklich im Eimer. Kurz vorm Abitur. Und die Vergangenheit macht sich auch immer wieder mit Seitenstichen bemerkbar. Zudem ist meine Gesundheit durch den Stress auch nicht gerade die beste (u.A. Schlafprobleme, ständige Kopfschmerzen)
Ich will keine Mittel nehmen. Sie würden meine Probleme nicht ändern. Ich muss selbst mit ihnen fertig werden. Mit Verdrängen komme ich hier nicht weiter. Therapeuten schlagen mir immer nur Dinge vor, die ich mir schon selbst erarbeitet (manchmal schon erprobt) habe.
Hat vielleicht einer von euch eine Idee? Ich weiß, es ist viel verlangt, dass man sich das Monstrum hier antut. Aber ich dachte einen Versuch ist es wert.
Ich geh dann mal in eine Ecke um schäme mich, weil ich gerade zu viel geschrieben habe.
Wer auch immer sich das hier durchlesen möchte, braucht viel Geduld. Sehr viel davon.
Schön anschnallen, keine Arme und Beine raushängen lassen und los geht die Fahrt.
Hi erneut. Ich schätze, ich will einfach mal alles loswerden, damit ich meine eigenen Gedanken sortiert kriege und vielleicht ein paar Tipps bekomme, was ich jetzt machen könnte. Ich habe immer lieber viele Optionen offen.
Ich bin 18 Jahre alt, gehe auf ein Gymnasium, genauer in die zwölfte Klasse.
Mein Leben ist bisher kein besonders angenehmes gewesen (ja, ich weiß, welch Überraschung, hm? *erbärmlich lach*)
Bis ich vier Jahre alt war hatte ich keinen besonderen Kontakt mit anderen Kindern, nur mit meiner Familie, welche mein ein und alles war. Ich bin diesbezüglich auch ein Glückspilz gewesen.
Mit vier kam ich dann in den Kindergarten. Ich war damals schon ein recht komisches Kind und habe mich des Öfteren unter Tischen versteckt, weil ich extreme Angst hatte. Irgendwann habe ich mich dann mit einigen Jungs dort angefreundet. Da ich allerdings trotzdem sozial leicht anders war und meine neuen Freunde ein wenig geächtet wurden, bekam ich langsam Schwierigkeiten mit älteren Kindern. Es half auch nicht, dass ich trotz meines biologischen Geschlechts (weiblich) absolut nichts mit der Geschlechterrolle am Hut hatte.
Das ging dann so weit mit den älteren Kindern, dass einer von ihnen mich schlussendlich eines Tages beinahe auf dem Außengelände des Kindergartens umgebracht hätte. Die Kindergärtner und meine Mutter, welche mich suchte, weil sie mich abholen wollte, trafen ein, bevor irgendwas passieren konnte. Ich persönlich erinnere mich nicht mehr sehr klar daran, die meisten Informationen habe ich von meiner Mutter.
Jedenfalls wurde ich dann auch eingeschult, zusammen mit den meisten meiner besten Freunde. Allerdings waren auch hier einige von denen, welche mein Leben immer wieder aufs Neue terrorisierten. Bis zu einem Alter von ungefähr 7 war ich an der Grenze zum Untergewicht, das kippte mit dem zunehmenden Stress in Übergewicht um, welches mich bis heute noch verfolgt, man mir aber aufgrund meiner Statur langsam weniger ansieht.
In der dritten Klasse kam dann ein neuer an unsere Grundschule. Am Anfang terrorisierte er mich nicht weniger als die schon genannten, aber wir bemerkten recht bald, dass wir den gleichen Schulweg hatten. Automatisch erfuhren wir mehr voneinander und ich vergab ihm seine Taten mir gegenüber.
Ich hatte einen Peiniger verloren und einen Bruder in allem außer Blut gewonnen. Er war schon ein äußerst brutales, sarkastisches und nicht sehr geschätztes Kind, aber gleichzeitig hat er immer versucht, mich zu beschützen und mir zu helfen, stärker zu werden.
Seine Vergangenheit war nicht leicht; seine große Schwester war gestorben und seine Eltern vernachlässigten ihn in ihrer Trauer. Ich verstand, warum er um Aufmerksamkeit kämpfte und versuchte ihm andere Dinge zu zeigen - ich war sehr glücklich, als er sich das erste Mal bei meiner Mutter bedankte, als diese ihm etwas zu Trinken oder Essen anbot. Zudem kam noch ein weiterer Junge zu meinem Freundeskreis hinzu, der Klassenclown.
Die Vormittage waren die Hölle - die Kinder, welche mich noch immer aus dem Leben haben wollten und Lehrer, die sich einfach nicht für interessieren konnten. Die Nachmittage waren meine Rettung.
Schlussendlich fand ich zu Videospielen und Büchern. Sie sollten das sein, was die Schule nicht sein konnte, meine moralischen Lehrer. Zusammenhalt, Zivilcourage, die Fähigkeit, zu sehen, wenn andere leiden.
Während ich allerdings meine Zuflucht so fand, fanden meine Freunde sie ab der vierten Klasse in Alkohol und Zigaretten. Ich versuchte sie abzuhalten, so sehr abzudriften, aber ich konnte nichts tun. Ich war zu jung, zu dumm, konnte nicht argumentieren. Wegen mir all dieses Leid.
Zur Fünften kam dann der Schulwechsel. Man gab mir eine Realschulempfehlung, aber ich wollte mehr als das und habe meine Eltern gebeten, dass ich auf's Gymnasium dürfte, nur, um es zu probieren. Sie willigten ein.
Durch Klassenaufteilung und die Aufteilung auf verschiedene Schulen verlor ich langsam meine Freunde. Wir versuchten, zusammenzuhalten, aber es war sehr wackelig.
Die neue Schule war der Horror. Die älteren Kinder am Anfang? Sie hatten lauter Gerüchte über mich in der gesamten Schule verbreitet und so ging die Schikane weiter - diesmal ohne Schutz, mit weniger Nachmittagen zum Ausgleich.
Ich schloss mich einem Freundeskreis mit einigen an, welche mir noch aus der Grundschule bekannt waren, das Ganze war aber sehr oberflächlich.
In der Grundschule hatte ich schon erste Gedanken darüber, dass man alles doch so leicht beenden könnte, und die setzten sich nun harscher fort, meine Konzentration und mein Eifer verschwanden im Nichts. Ich umgab mich mit einer Blase. Von der fünften bis zur achten Klasse habe ich nur wenige Erinnerungen. Ich habe sie alle verdrängt, nur die schlimmsten und die schönsten bleiben.
In der achten ging man vermehrt auf mich los - ich hatte schon wieder den Freundeskreis wechseln müssen. Man verteilte das Gerücht, ich sei lesbisch, was ich damals noch als furchtbar empfand, vor allem, da es alles von einer meiner alten Kindergartengruppe kam, die anscheinend ihren Fokus auf mich noch nicht verloren hatte.
Mein Klassenlehrer versuchte, mich von der Schule zu ekeln, da er meinte, ich würde mit meiner Realempfehlung nicht dorthin gehören. Und da war er nicht der einzige.
Ich nahm mir vor, in den nächsten Sommerferien allem ein Ende zu setzen. Denn nun ließ mich auch noch meine Verwandtschaft im Stich, hackten immer wieder auf mir herum und versuchten, mich zu verbiegen, zu einem Mädchen zu erziehen, in eine bestimmte Berufsrichtung zu schubsen.
Nur meine Mutter, mein Vater und meine Oma hielten wirklich zu mir.
Und dann verschwand mein "Bruder". Er meldete sich nach einem Streit ein Jahr nicht. Und das, nachdem er mehrmals angemerkt hatte, in bestimmten Gruppen unterwegs zu sein, die anscheinend auch Drogen an z.B. ihn vertickten. Ich konnte ihn nicht kontaktieren, wusste seine neue Adresse nicht. Ich dachte, er wäre tot und gab mir prompt die Schuld am Ganzen.
Und dann sollte etwas geschehen, was mein Leben komplett änderte.
Bei dem Abistreich, wenige Tage vor den so gewünschten Sommerferien, saß neben mir ein älteres Mädchen. Und sie las exakt das Buch, welches mir in dem Moment so viel bedeutete. Ich weiß bis heute nicht, wie ich es geschafft habe, aber ich sprach sie an. Und wir wurden Freunde.
Gleichzeitig lernte ich noch ein anderes, gleichaltriges Mädchen kennen. Und ihre Freunde. Und ich hatte wieder etwas, wofür ich leben konnte. Ich blieb am Ende dieses Jahres sitzen.
Und kam in die Klasse der gleichaltrigen Freunde.
Mein Leben änderte sich um 90°. Langsam verschwand die Blase und ich nahm die Welt wieder wahr, mit allen Farben. Meine Noten wurden besser, mein Verstand wurde wieder scharf. Ich konnte wieder kämpfen, ignorierte meine Peiniger. Die meisten ließen langsam ab.
Und dann kam wieder die Frage der Sexualität auf. Und ich denke, etliche wissen wie das ist. *schmunzel* Die Ironie meines Lebens zeigte mir auf, dass ich bi war. Meine Mitschüler fassten das anfangs recht gehässig auf, mittlerweile hat sich das aber reguliert. Mein erster Crush, meine beste Freundin in meiner Klasse.
Das frustrierte mich so ungemein, vor allem, da sie mir einen Korb gab.
Aber ich konnte loslassen und begann langsam, meine Meinung aussprechen. Egal ob meiner Familie, oder meinen Freunden, anderen Schülern oder auch Lehrern gegenüber.
Mein Selbsthass wollte aber einfach nicht verschwinden, zu tief war er bereits eingebrannt. Langsam drehte sich aber der Spieß um. Ich wollte nicht mehr mich selbst töten. Sondern alle die, die mich leiden ließen. Unvorstellbare Aggressionen bildeten sich, bis hin zur Planung von Amokläufen. Ich machte mir selbst Angst und unterdrückte mich wieder leicht.
Ich wollte und will niemals jemandem Schmerzen zufügen. Und irgendwie schaffte ich es, diese fremden Aggressionen auszumerzen.
Ich begann, mit meiner älteren Freundin viel zu tun, wir schrieben viele Geschichten zusammen. Bis ich eines Tages den einen Charakter gefunden hatte, in einem Videospiel, der meine Welt veränderte. Er war so selbstlos. So intelligent. Ein extrem sympathischer junger Mann mit Ambitionen, der trotzdem sein Umfeld nicht vergass und sein Leben zu opfern bereit war. Ich hatte endlich ein Idol gefunden.
Ich eignete mir innere Ruhe an und nachdenkenderes Auftreten. Mitschüler fingen an, mit ihren schulischen Problemen zu mir zu kommen und es war wie Atmen, wenn ich das Wort "Danke" hören durfte.
Mein "Bruder" meldete sich noch einmal, bei meiner Mutter allerdings, weil ich Nachmittagsunterricht hatte. Sie meinte, er habe sich vollkommen verändert und er wäre glücklich. Ich hätte ihn zu gerne noch einmal gesehen, aber eine Last war von meinen Schultern gefallen. Leben wurde immer einfacher. Ich ging wieder gerne zur Schule, dachte nicht mehr ans Ableben.
Und dann geschah etwas, von dem ich nie gedacht hätte, dass es passieren könnte. Ich kam mit meiner älteren Freundin zusammen. Nun sind wir bereits über zwei Jahre zusammen und verlobt.
Nebenbei kamen aber neue Probleme auf. Ich setzte mich weiter mit mir selbst auseinander und kam schlussendlich zu einem Ergebnis, welches sich immer wieder in meinem Leben bemerkbar gemacht hatte. Ich bin bigender, weder Mann noch Frau, aber irgendwie beides. Allerdings tendiere ich eher zur männlichen Seite.
Es macht mir Stress, einen Kompromiss für mich zu finden - meine Familie (das, was von ihr über ist. Ich weigere mich, einen Großteil meiner Familie zu akzeptieren, nachdem sie mich so mies behandelt haben. Vor allem meine Schwester, welche sich nun absolut nicht mehr für mich interessiert und der ich so ziemlich total egal bin), meine Freunde und meine Freundin akzeptieren das. Aber bei allen anderen ist das problematischer.
Mittlerweile habe ich wieder zweie, die ich Brüder nenne, eine kleine "Schwester" und meine Freundin.
Nachteil: Meine Schwiegereltern sind kontrollierend und können mich nicht ausstehen. Nach ein paar Monaten auseinandersetzen wird letzteres erwiedert. Muss mich also immerzu um meine Freundin kümmern, welche von der Situation vollkommen überfordert ist (dieser monatelanger Streit hat uns beide vor einigen Wochen beinahe zum Suizid getrieben). Und um meine Freunde (ein Waisenkind mit schlechter Restverwandtschaft, eine so ehrgeizig, dass sie sich beinahe selbst damit umbringt und ein suizidaler Menschenhasser). Und um meine Mutter (sie überarbeitet sich ständig, seitdem meine Eltern sich friedlich getrennt haben, weil sie unabhängig sein will). Um meine Mitschüler (welche ihre Münder nicht aufbekommen, um sich bei Lehrern zu beschweren, was ich schlussendlich immer mache, obwohl es nicht gewürdigt wird).
Ich bin also total überfordert und total gedanklich im Eimer. Kurz vorm Abitur. Und die Vergangenheit macht sich auch immer wieder mit Seitenstichen bemerkbar. Zudem ist meine Gesundheit durch den Stress auch nicht gerade die beste (u.A. Schlafprobleme, ständige Kopfschmerzen)
Ich will keine Mittel nehmen. Sie würden meine Probleme nicht ändern. Ich muss selbst mit ihnen fertig werden. Mit Verdrängen komme ich hier nicht weiter. Therapeuten schlagen mir immer nur Dinge vor, die ich mir schon selbst erarbeitet (manchmal schon erprobt) habe.
Hat vielleicht einer von euch eine Idee? Ich weiß, es ist viel verlangt, dass man sich das Monstrum hier antut. Aber ich dachte einen Versuch ist es wert.
Ich geh dann mal in eine Ecke um schäme mich, weil ich gerade zu viel geschrieben habe.