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Schüchternheit macht mein Leben kaputt

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Hallo,
ich würde mir hier nur gern mal alles von der Seele schreiben, weil ich im Moment so gar nicht mit mir zurechtkomme, daher schon vorab ein Sorry für den laaangen Text.

Seit einigen Wochen geht es mir richtig schlecht. Ich bin seit 2 Wochen krankgeschrieben, zuvor habe ich mich nur noch mit Blei an den Beinen zur Arbeit geschleppt. Schon beim Aufwachen habe ich tausend Gedanken im Kopf, mir ist schwindelig, schlecht und ich bin müde, obwohl ich genug schlafe. Mein Herz rast, ich habe so oft Migräne wie schon lange nicht mehr. Ich habe Angst vor der Arbeit, weil ich mich dort komplett unfähig fühle. Diese schlechten Phasen habe ich seit Anfang des Jahres, als ich arbeitslos war, nur konnte ich mich bis dahin immer einigermaßen aufrappeln und motivieren, aber jetzt geht es so gar nicht mehr. Ich habe keine Freude mehr an irgendwas, ich mache keines meiner Hobbies mehr, ich schaffe es nicht mehr Sport zu machen, ich esse nur noch ungesunden Kram. Konzentrieren kann ich mich überhaupt nicht mehr.

Seit ich 13 Jahre alt bin, habe ich Probleme beim Kontakt mit Menschen. Ich war immer still, bin dafür auch in der Schule gehänselt worden. Früher war es ganz schlimm, als junges Mädchen hatte ich Angst, alleine rauszugehen, irgendwo etwas zu kaufen, jemanden anzusprechen, ich habe niemandem in die Augen geschaut und habe mich draußen immer unwohl gefühlt. Das hat sich gebessert, seit ich aus der Schule raus bin, oberflächliche Situationen mit fremden Leuten meistere ich ganz gut und ich habe mir abgewöhnt, diese nachträglich noch bis ins kleinste zu analysieren.

Was bleibt und mich belastet, sind Probleme bei allen „wichtigen“ Kontakten, mit Leuten die mir unvertraut sind. Ich habe studiert und 7 Jahre in der Forschung gearbeitet. Man sollte meinen, dass ich erwachsen bin und ein gewisses Selbstvetrauen habe - aber das ist ganz und gar nicht so. Vor einem Jahr zog ich zu meinem Freund, war 5 Monate arbeitslos und fand Anfang des Jahres einen neuen Job. In diesem Job geht es hauptsächlich um Kommunikation und am wichtigsten ist das „Networking“. Was für ein Graus.. Ich muss permanent Informationen und Hilfe von Leuten erbitten, die ich nicht oder kaum kenne. Ich hasse das und habe Angst davor. Ich schiebe Telefonanrufe oder gar persönliches Hingehen so lange wie möglich vor mir her, auch über mehrere Tage, wenn es geht. Ich kenne nach einem halben Jahr so gut wie niemanden in der Firma, was enorm wichtig wäre um in dieser Position einen guten Job zu machen. Dazu kommt, dass ich in einem Bereich gelandet bin, in dem ich mich wirklich nicht auskenne und der so gut wie nichts mit meiner Ausbildung zu tun hat, für den mir teilweise auch das Verständnis, vor allem auch das Interesse fehlt. Ich muss aber kompetent wirken, und das schaffe ich einfach nicht wenn ich es nicht bin. Ich bin sowieso jemand, der nur dann was sagen möchte wenn er 120% sicher ist. Und schlechter als andere komme ich mir ohnehin schon immer vor. Wenn man mich was fragt, stehe ich erstmal auf dem Schlauch, mein Kopf ist völlig leer. Ich brauche immer etwas Zeit um mir selbst Gedanken zu machen. Derzeit fühle ich mich komplett fehl am Platz, weil inkompetent und vor allem, weil mir diese Fähigkeit mit Menschen in Kontakt zu kommen, irgendwie einfach fehlt. Als ob ich unvollständig bin. Ich fühle mich auch überhaupt nicht so erwachsen, wie ich bin, sondern oftmals einfach klein und unfähig. Dazu kommt, dass ich meinen Chef furchtbar finde und 3 Stunden am Tag unterwegs bin, weswegen ich am Ende des Tages zu Hause nur noch esse und schlafe.

Ich habe an meinem neuen Wohnort keine Freunde, außer natürlich meinem Freund mit dem ich zusammen lebe. Parties vermeide ich oft, weil ich entweder nichts sage, und wenn doch, dann ärgere ich mich hinterher darüber, dass es doof gewesen sein könnte, oder dass mich irgendwer wegen irgendwas nicht leiden kann.
Ich habe immer gemeint, wenn ich das trainiere und mich mit solchen Situationen konfrontiere, dann wird das schon. Aber mittlerweile bin ich über 30 und die Probleme sind die gleichen wie damals mit 13.
Und enttäuscht bin ich jedes Mal wieder. Vor 2 Wochen war ich mit meinem Freund und ein paar Leuten für einige Tage auf einem Festival. Ich war sehr optimistisch, am Anfang lief auch alles gut, die anfängliche Kontaktaufnahme zu den anderen Leuten lief super. Aber dann kam der Punkt, wo sich zwischen Menschen so ein „Draht“ aufbaut… nur bei mir entsteht der nicht. Ich bleibe still, ich überlege tausend mal was ich sagen könnte, und spricht mich jemand an, dann antworte ich freundlich, gehe aber nie darüber hinaus, und hoffe, dass das Gespräch nicht zu schwierig wird, weil ich Angst habe, dass ich irgendwas schlechtes sage. Dann bin ich froh, wenn sich derjenige wieder von mir abwendet. Aber eigentlich macht es mich sehr traurig. Bei vetrauten Personen bin ich sehr redselig, und es ist auch nicht so, dass ich nicht gern mit Menschen zusammen wäre. Ich mag es auch bei Parties einfach nur zuzuschauen und zuzuhören. Aber letztendlich möchte man irgendwie auch mittendrin sein statt nur dabei, und sich nicht wie Luft fühlen. Einen Draht aufbauen zu Leuten, die einem sympathisch sind. Das geht bei mir einfach nicht. Ich habe zwar Freunde, diese Freundschaften haben sich aber über lange Zeit hinweg aufgebaut, mit Leuten mit denen ich über Monate hinweg regelmäßig zu tun hatte.
Es macht mich fertig, dass ich nach ca. 20 Jahren immer noch nicht weiter bin, immer noch die gleichen alten Probleme habe, immer noch zu hören bekomme dass ich immer so still sei. Dass ich einfach keinen Draht aufbauen kann. Dass ich Angst habe, Kollegen anzurufen oder aufzusuchen. Dass das jedes einzelne Mal große Überwindung und Kraft kostet. Bisher bin ich damit gut zurechtgekommen, ich hatte ja meine Freunde und ich hatte eine Arbeit, bei der ich mich wohl fühlte, und bei der ich gut war.
Doch die Situation mit der neuen Arbeit wächst mir gerade total über den Kopf, mir entgleitet irgendwie alles. Ich weine ständig, bin nur noch verzweifelt, habe solche Existenzängste und möchte doch am liebsten kündigen. Da ist die Angst vor der Arbeitslosigkeit, überhaupt was neues zu finden und wenn, ob ich dann im neuen Job nicht auch wieder versage? Ich schreibe Bewerbungen, aber vor jeder Bewerbung steht schon die Angst vor der Absage, und jede Absage reißt mich noch tiefer rein.
Ich habe überhaupt meinen jetzigen Job nur bekommen, weil ich ihn nicht wollte. Alle anderen Vorstellungsgespräche, die mir wichtig waren, habe ich mit Bravour vergeigt. War total verstockt, still, konnte nicht auf Fragen antworten, auf die ich nicht vorbereitet war, habe verschämt auf den Boden geguckt usw.

Jetzt bin ich seit 2 Wochen krankgeschrieben und war heute wegen Verdacht auf Depression beim Psychiater. Es war nur ein recht kurzes Gespräch und ich habe natürlich wieder nicht alles erwähnt was ich wollte. Er meint ich hätte eine Sozialphobie und verschrieb mir Citalopram. Er wollte mich auch weiterhin krankschreiben, aber das wollte ich nicht, weil ich mich dann noch mehr fertig machen würde aus Angst davor, was die Kollegen und der Chef dann denken. Mittlerweile wünsche ich mir, ich hätte die Krankschreibung nicht abgelehnt, vielleicht wäre ich dann gekündigt worden (nächste Woche ist die letzte meiner Probezeit). Aber das wäre natürlich auch furchtbar. Ich weiß gerade einfach nicht mehr was ich machen soll. Ich will dort nicht mehr hin, ich weine wie ein kleines Kind wenn ich nur daran denke, dass ich da wieder hin soll und v.a. ab nächster Woche nicht mehr einfach kündigen kann. Der Arzt hat mir Tavor 1.0 verschrieben, ich soll nächste Woche ½ Tablette nehmen, wenn ich in die Arbeit gehe. Nun habe ich ein bisschen darüber gelesen und frage mich, ob das denn wirklich das richtige ist. Einen Termin für die Psychotherapie brauche ich auch. Ich bin außerdem seit 3 Wochen bei einem Heilpraktiker für Psychotherapie, ich weiß nicht ob das was bringt, aber mit ihm kann ich sehr gut und offen reden, was beim Arzt nicht der Fall war.

Ich frage mich nun, wie es weitergehen soll – soll ich kündigen, soll ich meinem Chef sagen was ich habe und darauf hoffen, dass er mich kündigt, soll ich die Zähne zusammenbeißen und weitermachen? Der Arzt redet auch von Vermeidungsstrategien, dabei habe ich, als ich den Job angenommen habe, gehofft, dass ich mich an dieses ständige Kommunizieren mit unvertrauten Leuten gewöhne wenn ich dazu gezwungen bin. Jetzt sitze ich hier und bin einfach nur noch fertig, kaputt und hoffnungslos. Zuvor das Festival, wo ich mir auch fest vorgenommen hatte, dass es diesmal besser wird – und in solche Situationen begebe ich mich seit vielen Jahren, immer mit dem gleichen Ergebnis, Enttäuschung und noch größere Selbstzweifel.
Ich habe sehr große Angst vor der nächsten Woche, der nächsten Zeit und vor der Zukunft. Jetzt nehme ich zwar Citalopram, aber dadurch werden meine Sorgen und Komplexe sicherlich nicht verschwinden. Die einzige Hoffnung ist aktuell der psychotherapeutische Heilpraktiker, wobei auch hier sicher ein paar Sitzungen nicht reichen werden. Vielleicht hat ja hier jemand noch einen Rat.

Vielen Dank fürs Lesen.
Vibi

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