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Ich ziehe so meine Kreise

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Liebe Gemeinde, ich habe mich nun seit etwa 4 Jahren nicht mehr mit eigenen Problemen zu Wort gemeldet. Damals hatte ich lebensmüde Gedanken und bin ins Krankenhaus gekommen. Als kurzer Rückblick – ich war damals 24, schwer drogenabhängig und schon so lange nicht mehr glücklich gewesen, dass ich vergessen habe, wie es sich anfühlt. Im Krankenhaus dann die wenig überraschende Diagnose einer Borderline-Persönlichkeit. Ich spreche bewusst nicht mehr von einer Störung, weil mir mittlerweile klargeworden ist, dass dies nur ein Name darstellt, denn man Menschen gibt, die etwas komplizierter sind. Der Name erfüllt seinen Zweck in Sachen Therapie, also will ich ihn nicht schlecht reden. Ich war damals mitten in einer Ausbildung, die zu scheitern drohte, alleine an einem Ort, weit weg vom dem was ich kannte. Im Verlauf dieser Ausbildung (die Zeit in der ich mich hier erstmals zu Wort meldete) bin ich dann an der Schizophrenie erkrankt, was mich nicht davon abgehalten hat, weiter Drogen zu nehmen. Nun, um es kürzer zu machen – die Ausbildung habe ich geschafft, sogar über dem Durchschnitt. Ich bin anschließend wieder zurück in die Gegend aus der ich stammte. Und eines Nachts lag ich auf dem Fußboden, habe mich vor innerem Schmerz gewunden – da habe ich beschlossen, dem Leben eine Chance zu geben. Ich habe geschworen alles zu tun, damit ich wieder gesund werden kann und seither keine Drogen mehr angerührt, die mich mein halbes Leben fest im Griff hatten. Ich habe einen Job angenommen, welcher bis heute parallel zu einem neuen Studium läuft. Bis vor kurzem war ich mit meiner alten Jugendliebe wieder zusammen und es sah so aus, als würden wir bald eine kleine Familie gründen können. Nun, es ist nichts draus geworden – sie hatte mehrere Fehlgeburten und unsere Beziehung ist zum zweiten Mal zerbrochen. Ich schreibe das so sachlich, weil ich nicht will, dass dies hier ein Roman wird, doch ich muss erkennen, dass die paar Zeilen nicht einmal annährend beschreiben können, wie seltsam das Leben zu mir gewesen ist. Ist auch egal, ich sitze hier mit 60 Stunden Arbeit die Woche und fühle mich so vertraut und dennoch so schmerzhaft einsam, dass ich es kaum aushalte. Über mein altes Leben kann ich mit niemanden sprechen. Ich habe keine Freunde und meine Familie hat keine geringeren Probleme wie ich, nur dass die schon wesentlich älter sind, was auch nicht gerade unbelastend für mich ist. In meinem Beruf kenne ich so einige Leute und so einige Leute kennen mich, doch meine Vergangenheit ist ein Tabuthema, nicht zuletzt weil ich mit jungen Menschen zusammenarbeite. Bei meinem Therapeuten könnte ich jederzeit anrufen, doch das bringt mir nichts, der zaubert mir die Einsamkeit auch nicht weg. Damals als ich mit der Schizophrenie zu kämpfen hatte und gleichzeitig versuchte beruflich Fuß zu fassen, hat er mir sehr geholfen, meine Gedanken halbwegs klar zu behalten. Zusammen mit den Medikamenten die ich fast 2 Jahre bekommen habe, hat es funktioniert – ich bin noch hier. Doch ich weiß im Moment nicht, ob ich das noch weitere Jahre so sein will. Meine größte Angst ist es irgendwann alleine zu sterben. Eigentlich bescheuert in dieser Situation über den Freitod zu grübeln. Denn würde ich jetzt gehen, wäre ich genau das – alleine. Ich danke ich für eure Zeit, ihr müsst nichts dazu schreiben. Morgen früh stehe ich wieder auf und übermorgen tue ich es wieder, mal schauen was noch kommt. Liebe Grüße

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