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Zu sensibel für diese Welt?

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Ich habe ein großes Problem mit dieser Welt. Oder eher gesagt mit den Menschen. Ich bin in einer liebevollen Familie aufgewachsen, nie wurde mit mir geschimpft weil es keinen Grund dafür gab. Ich wurde mit vielen Haustieren groß und liebte deswegen Tiere über alles, ausserdem habe ich geglaubt das die Welt wie in den Disneyfilmen ist, das das Gute immer siegt, das es keine Sinn macht böse zu sein und das man eines Tages die eine wahre Liebe findet. Ich war etwas pummelig aber mir wurde immer gesagt das ich gut bin wie ich bin und so kam ich nie auf die idee das übergewicht schlimm sei. Ich ging davon aus das ich automatisch aussehen werde wie eine märchenprinzessin wenn ich älter werde und dann meinen prinzen finden werde. Im kindergarten war auch alles wunderbar, die kindergärtnerinnen waren verliebt in mich und wollten mich immer klauen weil ich auch sehr still war und ich hatte freunde. nur ein mädchen klaute mal meinen teddybär im kindergarten, das lag aber daran das ihre mutter mit meiner mutter verfeindet war (nachbarschaftsstreit) und sie ihr gesagt hatte das sie das tun sollte. meine mutter hat der mutter des kindes richtig dampf gemacht, zwar habe ich meinen teddy nie wieder gesehen aber ich habe mich beschützt gefühlt. dann kam ich auf die grundschule und ab da änderte es sich langsam. meine klassenlehrerin war die typische tyrannin, sie machte sich ständig lustig über mich und sperrte mich sogar einmal im schulgebäude ein, hinterher behauptete sie sie habe mich vergessen. zum glück hatte ich weiterhin meine freunde die bei mir waren und ich wechselte nach dem ersten schuljahr die klasse. ich bekam einen ganz tollen klassenlehrer und alles war gut, meine klassenkameraden waren ganz in ordnung und die die mich nicht leiden konnten gingen mir eben einfach aus dem weg. ich konnte mich sogar teilweise in einem streit darum wiederfinden, wer denn jetzt meine beste freundin war. alles war super bis ich auf die realschule kam. ich war immernoch mollig und hier fing das ganze dann an. ich wurde gemobbt bis zum geht nicht mehr, meine klassenlehrerin tat nichts dagegen und kümmerte sich eben nur darum das meine noten so schlecht waren und meine angeblich beste freundin lästerte bei anderen über mich. im grunde genommen hatte ich plötzlich keine freunde mehr bzw nur falsche freunde und teilzeitfreunde. es hieß sogar an der schule, sie wären meine mitleidsgruppe weil keiner wirklich mit mir befreundet sein wollen würde. es war schrecklich, wenn man sein ganzes leben lang nicht wusste das menschen so gemein zu einem sein können obwohl man doch gar nicht der böse war, und keiner einen davor beschützt, das kann einen ziemlich schocken. es war als wäre meine heile welt von heute auf morgen zerstört worden. als hätte ich bis dahin in einem fluffigen rosa traumland gelebt das die reale welt plötzlich zerplatzen liess. ich war nicht vorbereitet und so liess ich die anderen mich fertig machen während ich still da saß und versuchte keine aufmerksamkeit auf mich zu lenken. vielleicht sahen sie mich ja nicht? vielleicht machte ich sie nicht mehr so agressiv wenn ich mich einfach nicht mehr bewegte? das ging so bis ich von der schule abging. dann wurde ich schlank. und es änderte sich nichts. ich kam auf eine neue schule und auch hier war meine stille art schnell erkannt. und wieder wurde ich ohne jeglichen grund gemobbt, einfach weil ich es zuliess. als dieses jahr vorbei war kam ich in ausbildung, hier hatte ich etwas glück, die menschen hier in der schule waren vernünftiger, die lästerten nur über mich wenn sie glaubten das ich es nicht hörte. und auch wenn eine kollegin alles versuchte mich rauszuekeln weil ich einfach zu still für diesen job sei, so hielt ich es wie immer eisern aus und überlebte. und als ich dann begann zu arbeiten in einem tollen team in dem ich heute noch arbeite, da ging es mir dann doch einigermassen besser. doch nebenbei lief noch eine ganz andere sache. mit zwölf begann ich nämlich zu reiten. und das ist mein eigentliches problem. dank des mobbings wusste ich wie pferde sich fühlen wenn sie ungerecht behandelt werden. sie kommen aus ihrer heilen welt mit mama und herde und werden in die welt der menschen geschmissen wo sie versuchen zu überleben indem sie alles versuchen den menschen nicht agressiv zu machen. dabei ist das leider unmöglich. anfangs ritt ich nur, wurde oft belächelt weil ich mich weigerte die pferde mit der gerte zu schlagen oder sie in den bauch zu treten wenn sie nicht machten was ich wollte. so war ich nicht erzogen. ich war nicht grausam und kalt genug für sowas. trotzdem blieb ich beim reiten, ich wollte eines tages ein pferd retten. wenigstens einem pferd ein schönes leben bieten. ich setzte mich mit dem pferdeverhalten auseinander und versuchte alles so zu werden wie die pferdeflüsterer. ich wollte pferden den schmerz nehmen den die menschen in ihnen verursacht hatten. weil ich so sehr wusste wie sie sich fühlten. dann bekam ich mein eigenes pferd, ich rettete ihn vor seiner vorbesitzerin die ihn richtig scheiße behandelt hatte. er war eine richtige herausforderung, er war leicht depressiv, hatte nie positiven kontakt zum menschen gehabt und war das was man als totales problempferd bezeichnen würde. viele am stall rieten mir ihn zu erziehen indem ich ihn breche. aber sowas konnte ich nicht. ja, es gab tage, da kamen mir sogar die tränen wenn ich sah wie andere ihrem pferd einen "klaps" gaben weil es nicht stillstand. sahen sie denn nicht wie schlimm das war? das schlimmste war für mich das ich einmal zuliess das die hofbesitzerin mir half ihm das longieren beizubringen. er rannte immer dahin wo er wollte. ich bat sie darum ihm nicht weh zu tun, sie wank nur ab und schlug ihm die peitsche ins gesicht. ich blieb still, zu groß war der schock über diese grausamkeit. ich nahm ihn ihr wieder ab und sagte nie wieder was dazu. das war das schlimmste für mich, das er gesehen hatte das ich ihn nicht beschützte. noch heute wünschte ich mir ich hätte sie angegriffen damit er sieht das ich das nicht zulasse, aber vergangenes kann man nicht ändern. ich lernte immer mehr und bald war ich soweit das ich pferden wirklich helfen konnte ihre probleme mit den menschen zu bewältigen. mein pferd hatte mir das alles beigebracht. weil ich ihm zugehört hatte, natürlich nicht wörtlich, ich hatte ihn beobachtet und seine sprache gelernt, von ihm gelernt was er brauchte und was er wollte. heute habe ich ihn dreieinhalb jahre, erziehe ihn komplett gewaltfrei nach der "pferdeflüsterer" methode, reite ihn ohne jegliche hilfsmittel wie gerten und sporen, gebisslos und werde immer wieder um ihn beneidet weil er so lieb und vertrauensvoll ist mir gegenüber. er ist inzwischen mein traumpferd, mein fels in der brandung wenn es mir wieder mal schlecht geht, weil er für all das gute steht was in mir steckt, nur weil ich an dem guten in mir festgehalten habe konnte ich ihn mit einer gewaltfreien, liebevollen erziehung vom depressiven problempferd zum traumpferd bringen. weil ich wusste wie es in ihm aussah, weil ich wusste wie es ist von einer liebevollen kindheit (er wuchs sein erstes lebensjahr als wildpferd auf) plötzlich in die harte welt der kalten menschen geworfen zu werden und damit nicht klar zu kommen. noch heute macht er mich jeden tag aufs neue glücklich und zeigt mir wo mein platz ist. doch warum ich das alles erzähle ist, das ich auch heute noch das große problem habe, das es mich krank macht wie andere leute ihre pferde schlagen als wäre es das normalste der welt. wenn ich sage das mit gerte reiten und sporen reiten und mit gebiss reiten nicht in ordnung ist dann sagen sie "wenn du mein pferd hättest müsstest du das auch benutzen, der sture bock will ja sonst nicht" oder wenn ich sage das ein klaps auch nicht in ordnung ist "ein klaps hat noch keinem geschadet und wenn er mich als chef in frage stellt bekommt er eben eins rübergezogen, das muss sein" keiner versteht das ich diese grausamkeiten persönlich nehme, das ich spüre was das pferd dabei spürt und ich jedesmal heulen könnte wenn ich solche sätze lese oder höre. vielleicht liegt es daran das ich in einer heilen welt aufgewachsen bin in der ich nichtmal wusste das es körperliche gewalt überhaupt in der realen welt gibt und das ich mit dem glauben aufgewachsen bin das liebe allein jedes problem löst, aber bin ich denn wirklich die einzige die solche "kleinen sachen" wie einen klaps als die gleiche grausamkeit sehe wie das tier selbst? oder liegt es daran das ich weiß und schon bewiesen habe das es eine gewaltfreie art gibt diese tiere zu erziehen und das ich deshalb nicht verstehe wie jemand das ganze gewaltfreie lächerlich machen kann und mich dafür sogar persönlich angreifen kann nur um seine eigenen schandtaten zu rechtfertigen? bin ich einfach nicht gemacht für diese welt? sind tiere nicht gemacht für diese welt? sollte ich meine kinder vielleicht sogar ohne liebe und mit gewalt aufziehen damit sie fairerweise auf das spätere leben in dieser kalten welt genügend vorbereitet sind?

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