So- ich habe auf meiner Internetwanderschaft und nächtlichen Streifzügen wegen schlafloser Nächte aufgrund meiner Beziehung folgenden Textauszug gefunden der bestimmt für manch anderen auch erhellend ist. Emotional habe ich mich etwas beruhigt nachdem ich einen furchtbaren Samstag hatte.
Hier der Auszug:
Wer ist der Teufel in Ihrer Nachbarschaft?
Ist es Ihr Ex-Mann, der Sie belogen und betrogen hat? Ihr sadistischer Sportlehrer in der Schule? Ihr Chef, der gerne in Besprechungen seine Untergebenen demütigt? Ihre Kollegin, die Ihre Idee gestohlen und als ihre eigene ausgegeben hat?
Wir stellen uns Soziopathen durchweg als gewalttätige Verbrecher vor. Aber in diesem Buch zeigt uns Martha Stout, daß erschreckende 4 Prozent unserer Mitmenschen einer von 25 eine oft unerkannte Persönlichkeitsstörung aufweisen, deren wichtigstes Symptom ein fehlendes Gewissen ist. Die Fähigkeit, Scham, Schuld oder Reue zu empfinden, fehlt einer solchen Person völlig.
Wie können wir sie erkennen? Eines ihrer Hauptmerkmale ist eine Art Ausstrahlung, ein Charisma, das Soziopathen reizvoll oder interessant macht. Sie sind oft spontaner, einnehmender oder gar attraktiver als andere, was es erschwert, sie zu erkennen und nicht von ihnen verführt zu werden. Soziopathen sind fundamental anders, weil sie nicht lieben können. Sie lernen früh, Gefühle vorzutäuschen; tatsächlich aber interessieren sie sich nicht für die Leiden ihrer Mitmenschen. Sie leben für die Macht und kosten es aus, zu siegen.
Wir alle haben schon mit ziemlicher Sicherheit mit einem Soziopathen zu tun gehabt vielleicht einer Person aus unserem persönlichen Umfeld. Um uns gegen Soziopathen zu wappnen, lehrt uns Dr. Stout, Autorität in Frage zu stellen, Schmeichelei mit Skepsis zu begegnen und vor Rührseligkeit auf der Hut zu sein. Aber vor allem warnt sie uns davor, sich auf sein Spiel einzulassen. Die Rücksichtslosen treten gegen den Rest von uns an, und Der Soziopath von nebenan wird Ihnen zeigen, wie Sie den Teufel in Ihrer Nachbarschaft erkennen und besiegen können.
Martha Stout, Ph. D., hat ihre Ausbildung am renommierten psychiatrischen McLean-Krankenhaus absolviert. Sie ist praktizierende Psychologin und klinische Dozentin an der psychiatrischen Abteilung der Harvard Medical School. Sie ist Autorin des Buches The Myth of Sanity und lebt in Cape Ann, Massachusetts, USA.
Die Seelen sind noch unterschiedlicher als die Gesichter. Voltaire
Bitte versuchen Sie, sich vorzustellen, kein Gewissen zu haben. Sie haben nicht die geringste Spur eines Gewissens und keine Gefühle von Schuld oder Reue ganz egal, was Sie anstellen, plagen Sie keine lästigen Skrupel über das Wohlbefinden von Fremden, Freunden oder gar Verwandten. Stellen Sie sich vor, es gäbe kein leidiges Hadern mit Ihrem Schamgefühl, kein einziges Mal in Ihrem ganzen Leben, unabhängig davon, ob Sie sich egoistisch, faul, rücksichtslos oder unmoralisch verhalten. Und stellen Sie sich weiterhin vor, daß der Begriff "Verantwortung" Ihnen fremd wäre, außer vielleicht als eine Bürde, die andere Menschen offenbar wie gutmütige Trottel blind auf sich nehmen. Und nun erweitern Sie dieses seltsame Gedankenspiel um die Fähigkeit, Ihre so überaus sonderbare psychische Disposition vor anderen Menschen zu verbergen. Da jedermann wie selbstverständlich annimmt, daß das Gewissen eine universelle menschliche Qualität ist, fällt es Ihnen leicht, zu verheimlichen, daß Sie kein Gewissen haben. Kein Schuld- oder Schamgefühl hemmt die Erfüllung Ihrer Wünsche, und Sie werden von niemandem wegen Ihrer Gefühlskälte zur Rede gestellt. Die eisige Flüssigkeit, die in Ihren Adern fließt, ist so fremdartig, so abseits normaler menschlicher Erfahrungen, daß kaum einem Menschen der Verdacht kommt, daß mit Ihnen etwas nicht stimmen könnte.
Mit anderen Worten: Sie sind völlig frei von internen Kontrollen, und Ihre ungehemmte Freiheit, ohne Skrupel alles das zu tun, was Sie wollen, ist bequemerweise für den Rest der Welt nicht erkennbar. Sie können tun, was Sie wollen und doch wird Ihr geheimnisvoller Vorteil vor den meisten Ihrer Mitmenschen, die durch ihr Gewissen gelenkt werden, sehr wahrscheinlich verborgen bleiben.
Wie werden Sie Ihr Leben führen? Wie werden Sie Ihren gewaltigen, heimlichen Vorteil nutzen, angesichts der korrespondierenden Schwäche der anderen Menschen (dem Gewissen)? Die Antwort wird weitgehend von Ihren Neigungen und Bedürfnissen abhängen, da die Menschen unterschiedlich sind. Selbst die völlig Skrupellosen gleichen sich nicht. Einige Menschen ob sie nun ein Gewissen haben oder nicht neigen zur Bequemlichkeit, während andere voller Träume und ungezügeltem Ehrgeiz sind. Manche Menschen sind brillant und begabt, andere sind einfältig, und die meisten liegen irgendwo dazwischen, haben sie nun ein Gewissen oder nicht. Es gibt gewalttätige und friedfertige Menschen, blutrünstige Individuen und andere, die keine solchen Gelüste haben.
Vielleicht sind Sie jemand, den es nach Macht und Geld gelüstet, und wenn Sie auch keine Spur eines Gewissens haben, so sind Sie doch mit überragender Intelligenz ausgestattet. Sie haben den Drang und die geistigen Fähigkeiten, nach großem Wohlstand und Einfluß zu streben, und Sie werden in keiner Weise gehemmt durch die nagende Stimme des Gewissens, die andere Menschen daran hindert, rücksichtslos für ihren Erfolg zu leben. Sie entscheiden sich für eine Laufbahn in der Wirtschaft, Politik, Justiz, im Bankwesen, in internationalen Projekten oder einem beliebigen anderen vielversprechenden Metier, und Sie betreiben Ihre Karriere mit einer kalten Leidenschaft, die keinen der alltäglichen moralischen oder rechtlichen Einwände gelten läßt. Wenn es nützlich erscheint, fälschen Sie Dokumente und vernichten Beweise, fallen Ihren Angestellten und Ihren Kunden (oder Ihrer Wählerschaft) in den Rücken, heiraten aus materiellen Gründen, belügen vorsätzlich Menschen, die Ihnen vertrauen, versuchen, einflußreiche oder eloquente Kollegen zu ruinieren und walzen abhängige und schutzlose Mitmenschen rücksichtslos nieder. Und das alles tun Sie mit der exquisiten Freiheit, die völliger Gewissenlosigkeit entspringt.
Sie werden unvorstellbar erfolgreich, vielleicht sogar im globalen Maßstab, und unangreifbar. Warum auch nicht? Mit Ihren hervorragenden Fähigkeiten und ohne ein Gewissen, das Sie einschränkt, können Sie alles erreichen.
Aber nein nehmen wir an, Sie sind anders. Sie sind ehrgeizig, ja, und für den Erfolg würden Sie vieles tun, was Menschen mit einem Gewissen nicht einmal in Erwägung ziehen würden, aber Sie sind nicht besonders intelligent. Vielleicht sind Sie etwas intelligenter als der Durchschnitt, und vielleicht hält man Sie für clever, womöglich sogar für sehr clever. Aber in der Tiefe Ihres Herzens wissen Sie, daß Sie weder die geistigen Fähigkeiten noch die Kreativität haben, um die schwindelerregenden Höhen der Macht zu erreichen, von denen Sie insgeheim träumen. Und das erzeugt einen Groll auf die Welt an sich, und Neid auf Ihre Mitmenschen.
In diesem Falle würden Sie sich in einer Nische einrichten oder vielleicht einer Reihe von Nischen, in denen Sie eine gewisse Macht über einige wenige Menschen ausüben könnten. Vielleicht könnten Sie so Ihren Machthunger zum Teil befriedigen, obwohl Sie fortwährend unzufrieden darüber wären, nicht mehr Macht zu besitzen. Es ist aufreibend, so frei von dieser lächerlichen inneren Stimme zu sein, die andere am Erreichen von Macht hindert ohne selbst begabt genug zu sein, die höchsten Stufen des Erfolges erklimmen zu können. Gelegentlich verfallen Sie in mürrische, reizbare Launen, aus einer Frustration heraus, die nur Sie selbst verstehen.
Aber Sie mögen Jobs, die Ihnen eine gewisse, kaum beaufsichtigte Macht über einige wenige Einzelpersonen oder kleine Gruppen verleihen, vorzugsweise über Menschen oder Gruppen, die relativ hilflos oder in gewisser Hinsicht verletzlich sind. Sie sind Lehrer oder Psychotherapeut, Scheidungsanwalt oder Trainer im Schulsport. Oder vielleicht sind Sie eine Art Berater, ein Makler, Inhaber einer Galerie oder in einer gehobenen Position in einem sozialen Beruf tätig. Oder vielleicht gehen Sie gar keiner bezahlten Tätigkeit nach, sondern sind Vorsitzender Ihres Gemeinderates, ehrenamtlich in einem Krankenhaus tätig oder Sie sind ein Erziehungsberechtigter.
Was immer auch Ihr Job sein mag: Sie manipulieren und schikanieren die Menschen unter Ihrem Einfluß, so oft und so niederträchtig Sie können, ohne gefeuert oder zur Verantwortung gezogen zu werden. Sie tun das aus Selbstzweck, ohne besonderen Grund, außer vielleicht, um sich einen Nervenkitzel zu verschaffen. Menschen nach Ihrer Pfeife tanzen zu lassen bedeutet, daß Sie Macht haben oder zumindest empfinden Sie das so , und andere zu schikanieren verschafft Ihnen einen Adrenalinstoß. Es macht Spaß.
Vielleicht reicht es nicht, um Vorstandsvorsitzender eines multinationalen Konzerns zu werden, aber Sie können ein paar Leuten Angst einjagen oder sie wie kopflose Hühner umherscheuchen oder sie bestehlen oder und das ist vielleicht der größte Spaß sie dazu bringen, sich zu schämen. Und das ist Macht, und zwar gerade dann, wenn die manipulierten Personen Ihnen auf die eine oder andere Art überlegen sind. Am spannendsten ist es, Menschen zu demütigen, die klüger oder qualifizierter sind als Sie, oder vielleicht kultivierter, attraktiver, beliebter oder tugendhafter. Das macht nicht nur großen Spaß; es ist existenzielle Vergeltung. Und ohne ein Gewissen ist es verblüffend einfach in die Tat umzusetzen. Sie servieren Ihrem Chef oder dessen Chef eine kleine Lüge, vergießen ein paar Krokodilstränen oder sabotieren das Projekt eines Kollegen oder täuschen einen Patienten (oder ein Kind), ködern Menschen mit Versprechungen oder streuen ein falsches Gerücht, das man nicht zu Ihnen zurückverfolgen kann.
Oder nehmen wir an, daß Sie ein Mensch sind, der zu Gewalttätigkeit oder Gewaltdarstellungen neigt. Sie können einfach Ihren Kollegen umbringen oder ihn umbringen lassen oder Ihren Chef, Ihren Ex-Mann oder den Mann Ihrer wohlhabenden Geliebten oder einen beliebigen anderen Menschen, der Ihnen im Wege steht. Sie müssen vorsichtig sein, denn falls Sie einen Fehler machen, könnten Sie gefaßt und durch das System bestraft werden. Aber Sie werden nie von Ihrem Gewissen zur Rechenschaft gezogen werden, da Sie kein Gewissen haben. Falls Sie einen Mord begehen, werden Sie lediglich mit den externen Schwierigkeiten fertig werden müssen. Nichts innerhalb Ihrer Persönlichkeit wird jemals Protest erheben.
Falls Sie nicht aufgehalten werden, können Sie buchstäblich alles tun. Wenn Sie zur passenden Zeit geboren werden, Zugang zu einem Familienvermögen haben und besonders begabt dafür sind, den Haß und das Gefühl der Benachteiligung Ihrer Mitmenschen zu schüren, können Sie es erreichen, eine große Zahl argloser Menschen ins Jenseits zu befördern. Mit genug Geld können Sie das aus der Ferne arrangieren, sich in Sicherheit wiegen und zufrieden Ihr Werk betrachten. In der Tat ist (ferngesteuerter) Terrorismus die ideale Beschäftigung für blutrünstige und gewissenlose Menschen stellt man es richtig an, kann man eine ganze Nation in Aufruhr versetzen. Wenn das nicht Macht ist, was dann?
Oder lassen Sie uns das entgegengesetzte Extrem annehmen: Sie sind nicht an Macht interessiert. Im Gegenteil, Sie sind ein Mensch, der kaum echte Interessen hat. Ihr einziges wirkliches Anliegen ist es, sich nicht allzu sehr anstrengen zu müssen, um durchs Leben zu kommen. Sie wollen nicht arbeiten wie alle anderen. Ohne ein Gewissen können Sie dösen oder Ihren Hobbies nachgehen oder den ganzen Tag fernsehen oder einfach nur den lieben langen Tag irgendwo herumhängen. Wenn Sie etwas am Rande der Gesellschaft leben und von Verwandten und Freunden gesponsert werden, können Sie das beliebig lange so treiben. Vielleicht würde man sich zuflüstern, daß Sie nichts leisten, depressiv sind, ein trauriger Fall, oder andererseits, falls man sich über Sie ärgert, könnte man grummeln, daß Sie faul sind. Lernt man Sie besser kennen und ärgert sich wirklich über Sie, würde man Sie vielleicht anschreien und einen Verlierer oder Penner nennen. Aber man würde niemals auf die Idee kommen, daß Sie buchstäblich kein Gewissen haben und daß daher Ihre ganze Psyche fundamental von der Norm abweicht.
Nie bedrückt Sie das panische Gefühl eines schlechten Gewissens oder läßt Sie mitten in der Nacht hochschrecken. Trotz Ihres Müßiggangs sind Ihnen Gefühle von Verantwortungslosigkeit, Nachlässigkeit oder Peinlichkeit völlig fremd, wenn Sie auch gelegentlich um des schönen Scheins willen solche Gefühle vortäuschen. Wenn Sie zum Beispiel ein guter Beobachter von Menschen und ihren Reaktionen sind, könnten Sie ein bekümmertes Gesicht aufsetzen und behaupten, Sie würden sich für Ihren Lebenswandel schämen und davon sprechen, wie schlecht Sie sich fühlen. Das tun Sie aber nur, weil es für Sie bequemer ist, wenn Ihre Mitmenschen Sie für depressiv halten, als wenn sie Sie ständig anschreien oder dazu drängen würden, sich eine Arbeit zu suchen.
Sie stellen fest, daß Menschen, die ein Gewissen haben, sich schuldig fühlen, wenn sie jemandem Vorhaltungen machen, den sie für "depressiv" oder "gestört" halten. Tatsächlich fühlt man sich oft zu Ihrem zusätzlichen Vorteil verpflichtet, einer solchen Person zu helfen. Falls es Ihnen, obwohl Sie vergleichsweise mittellos sind, gelingen sollte, eine sexuelle Beziehung zu jemandem herzustellen, könnte sich diese Person ohne zu ahnen, wie Sie wirklich sind besonders verpflichtet fühlen. Und da Sie lediglich vermeiden wollen zu arbeiten, muß Ihr Sponsor nicht einmal sonderlich begütert sein es genügt, wenn er oder sie einigermaßen anständig ist.
Ich vertraue darauf, daß die Vorstellung, ein solcher Mensch zu sein, Ihnen verrückt vorkommt, denn solche Menschen sind verrückt und zwar gefährlich verrückt. Verrückt, aber real es gibt sogar eine Bezeichnung für sie. Viele Psychologen bezeichnen das partielle oder völlige Fehlen eines Gewissens als "antisoziale Persönlichkeitsstörung". Dabei handelt es sich um eine unheilbare Deformation des Charakters, von der nach heutigem Wissensstand wahrscheinlich vier Prozent der Bevölkerung betroffen sind also einer von 25 Menschen. Für das Fehlen eines Gewissens gibt es auch andere Bezeichnungen; am häufigsten wird "Soziopathie" verwendet oder der etwas geläufigere Begriff Psychopathie. Das Fehlen von Schuldgefühlen war die erste der Psychiatrie bekannte Persönlichkeitsstörung; im Laufe des vergangenen Jahrhunderts wurde sie auch als manie sans delire, psychopathische Minderwertigkeit ("psychopathic inferiority") und moralischer Schwachsinn ("moral insanity" oder "moral imbecility") bezeichnet.
Hier der Auszug:
Auszüge aus Martha Stout's
"Der Soziopath von nebenan"
Die Skrupellosen: ihre Lügen, Taktiken und Tricks
Anfang"Der Soziopath von nebenan"
Die Skrupellosen: ihre Lügen, Taktiken und Tricks
Wer ist der Teufel in Ihrer Nachbarschaft?
Ist es Ihr Ex-Mann, der Sie belogen und betrogen hat? Ihr sadistischer Sportlehrer in der Schule? Ihr Chef, der gerne in Besprechungen seine Untergebenen demütigt? Ihre Kollegin, die Ihre Idee gestohlen und als ihre eigene ausgegeben hat?
Wir stellen uns Soziopathen durchweg als gewalttätige Verbrecher vor. Aber in diesem Buch zeigt uns Martha Stout, daß erschreckende 4 Prozent unserer Mitmenschen einer von 25 eine oft unerkannte Persönlichkeitsstörung aufweisen, deren wichtigstes Symptom ein fehlendes Gewissen ist. Die Fähigkeit, Scham, Schuld oder Reue zu empfinden, fehlt einer solchen Person völlig.
Wie können wir sie erkennen? Eines ihrer Hauptmerkmale ist eine Art Ausstrahlung, ein Charisma, das Soziopathen reizvoll oder interessant macht. Sie sind oft spontaner, einnehmender oder gar attraktiver als andere, was es erschwert, sie zu erkennen und nicht von ihnen verführt zu werden. Soziopathen sind fundamental anders, weil sie nicht lieben können. Sie lernen früh, Gefühle vorzutäuschen; tatsächlich aber interessieren sie sich nicht für die Leiden ihrer Mitmenschen. Sie leben für die Macht und kosten es aus, zu siegen.
Wir alle haben schon mit ziemlicher Sicherheit mit einem Soziopathen zu tun gehabt vielleicht einer Person aus unserem persönlichen Umfeld. Um uns gegen Soziopathen zu wappnen, lehrt uns Dr. Stout, Autorität in Frage zu stellen, Schmeichelei mit Skepsis zu begegnen und vor Rührseligkeit auf der Hut zu sein. Aber vor allem warnt sie uns davor, sich auf sein Spiel einzulassen. Die Rücksichtslosen treten gegen den Rest von uns an, und Der Soziopath von nebenan wird Ihnen zeigen, wie Sie den Teufel in Ihrer Nachbarschaft erkennen und besiegen können.
Martha Stout, Ph. D., hat ihre Ausbildung am renommierten psychiatrischen McLean-Krankenhaus absolviert. Sie ist praktizierende Psychologin und klinische Dozentin an der psychiatrischen Abteilung der Harvard Medical School. Sie ist Autorin des Buches The Myth of Sanity und lebt in Cape Ann, Massachusetts, USA.
Die Seelen sind noch unterschiedlicher als die Gesichter. Voltaire
Bitte versuchen Sie, sich vorzustellen, kein Gewissen zu haben. Sie haben nicht die geringste Spur eines Gewissens und keine Gefühle von Schuld oder Reue ganz egal, was Sie anstellen, plagen Sie keine lästigen Skrupel über das Wohlbefinden von Fremden, Freunden oder gar Verwandten. Stellen Sie sich vor, es gäbe kein leidiges Hadern mit Ihrem Schamgefühl, kein einziges Mal in Ihrem ganzen Leben, unabhängig davon, ob Sie sich egoistisch, faul, rücksichtslos oder unmoralisch verhalten. Und stellen Sie sich weiterhin vor, daß der Begriff "Verantwortung" Ihnen fremd wäre, außer vielleicht als eine Bürde, die andere Menschen offenbar wie gutmütige Trottel blind auf sich nehmen. Und nun erweitern Sie dieses seltsame Gedankenspiel um die Fähigkeit, Ihre so überaus sonderbare psychische Disposition vor anderen Menschen zu verbergen. Da jedermann wie selbstverständlich annimmt, daß das Gewissen eine universelle menschliche Qualität ist, fällt es Ihnen leicht, zu verheimlichen, daß Sie kein Gewissen haben. Kein Schuld- oder Schamgefühl hemmt die Erfüllung Ihrer Wünsche, und Sie werden von niemandem wegen Ihrer Gefühlskälte zur Rede gestellt. Die eisige Flüssigkeit, die in Ihren Adern fließt, ist so fremdartig, so abseits normaler menschlicher Erfahrungen, daß kaum einem Menschen der Verdacht kommt, daß mit Ihnen etwas nicht stimmen könnte.
Mit anderen Worten: Sie sind völlig frei von internen Kontrollen, und Ihre ungehemmte Freiheit, ohne Skrupel alles das zu tun, was Sie wollen, ist bequemerweise für den Rest der Welt nicht erkennbar. Sie können tun, was Sie wollen und doch wird Ihr geheimnisvoller Vorteil vor den meisten Ihrer Mitmenschen, die durch ihr Gewissen gelenkt werden, sehr wahrscheinlich verborgen bleiben.
Wie werden Sie Ihr Leben führen? Wie werden Sie Ihren gewaltigen, heimlichen Vorteil nutzen, angesichts der korrespondierenden Schwäche der anderen Menschen (dem Gewissen)? Die Antwort wird weitgehend von Ihren Neigungen und Bedürfnissen abhängen, da die Menschen unterschiedlich sind. Selbst die völlig Skrupellosen gleichen sich nicht. Einige Menschen ob sie nun ein Gewissen haben oder nicht neigen zur Bequemlichkeit, während andere voller Träume und ungezügeltem Ehrgeiz sind. Manche Menschen sind brillant und begabt, andere sind einfältig, und die meisten liegen irgendwo dazwischen, haben sie nun ein Gewissen oder nicht. Es gibt gewalttätige und friedfertige Menschen, blutrünstige Individuen und andere, die keine solchen Gelüste haben.
Vielleicht sind Sie jemand, den es nach Macht und Geld gelüstet, und wenn Sie auch keine Spur eines Gewissens haben, so sind Sie doch mit überragender Intelligenz ausgestattet. Sie haben den Drang und die geistigen Fähigkeiten, nach großem Wohlstand und Einfluß zu streben, und Sie werden in keiner Weise gehemmt durch die nagende Stimme des Gewissens, die andere Menschen daran hindert, rücksichtslos für ihren Erfolg zu leben. Sie entscheiden sich für eine Laufbahn in der Wirtschaft, Politik, Justiz, im Bankwesen, in internationalen Projekten oder einem beliebigen anderen vielversprechenden Metier, und Sie betreiben Ihre Karriere mit einer kalten Leidenschaft, die keinen der alltäglichen moralischen oder rechtlichen Einwände gelten läßt. Wenn es nützlich erscheint, fälschen Sie Dokumente und vernichten Beweise, fallen Ihren Angestellten und Ihren Kunden (oder Ihrer Wählerschaft) in den Rücken, heiraten aus materiellen Gründen, belügen vorsätzlich Menschen, die Ihnen vertrauen, versuchen, einflußreiche oder eloquente Kollegen zu ruinieren und walzen abhängige und schutzlose Mitmenschen rücksichtslos nieder. Und das alles tun Sie mit der exquisiten Freiheit, die völliger Gewissenlosigkeit entspringt.
Sie werden unvorstellbar erfolgreich, vielleicht sogar im globalen Maßstab, und unangreifbar. Warum auch nicht? Mit Ihren hervorragenden Fähigkeiten und ohne ein Gewissen, das Sie einschränkt, können Sie alles erreichen.
Aber nein nehmen wir an, Sie sind anders. Sie sind ehrgeizig, ja, und für den Erfolg würden Sie vieles tun, was Menschen mit einem Gewissen nicht einmal in Erwägung ziehen würden, aber Sie sind nicht besonders intelligent. Vielleicht sind Sie etwas intelligenter als der Durchschnitt, und vielleicht hält man Sie für clever, womöglich sogar für sehr clever. Aber in der Tiefe Ihres Herzens wissen Sie, daß Sie weder die geistigen Fähigkeiten noch die Kreativität haben, um die schwindelerregenden Höhen der Macht zu erreichen, von denen Sie insgeheim träumen. Und das erzeugt einen Groll auf die Welt an sich, und Neid auf Ihre Mitmenschen.
In diesem Falle würden Sie sich in einer Nische einrichten oder vielleicht einer Reihe von Nischen, in denen Sie eine gewisse Macht über einige wenige Menschen ausüben könnten. Vielleicht könnten Sie so Ihren Machthunger zum Teil befriedigen, obwohl Sie fortwährend unzufrieden darüber wären, nicht mehr Macht zu besitzen. Es ist aufreibend, so frei von dieser lächerlichen inneren Stimme zu sein, die andere am Erreichen von Macht hindert ohne selbst begabt genug zu sein, die höchsten Stufen des Erfolges erklimmen zu können. Gelegentlich verfallen Sie in mürrische, reizbare Launen, aus einer Frustration heraus, die nur Sie selbst verstehen.
Aber Sie mögen Jobs, die Ihnen eine gewisse, kaum beaufsichtigte Macht über einige wenige Einzelpersonen oder kleine Gruppen verleihen, vorzugsweise über Menschen oder Gruppen, die relativ hilflos oder in gewisser Hinsicht verletzlich sind. Sie sind Lehrer oder Psychotherapeut, Scheidungsanwalt oder Trainer im Schulsport. Oder vielleicht sind Sie eine Art Berater, ein Makler, Inhaber einer Galerie oder in einer gehobenen Position in einem sozialen Beruf tätig. Oder vielleicht gehen Sie gar keiner bezahlten Tätigkeit nach, sondern sind Vorsitzender Ihres Gemeinderates, ehrenamtlich in einem Krankenhaus tätig oder Sie sind ein Erziehungsberechtigter.
Was immer auch Ihr Job sein mag: Sie manipulieren und schikanieren die Menschen unter Ihrem Einfluß, so oft und so niederträchtig Sie können, ohne gefeuert oder zur Verantwortung gezogen zu werden. Sie tun das aus Selbstzweck, ohne besonderen Grund, außer vielleicht, um sich einen Nervenkitzel zu verschaffen. Menschen nach Ihrer Pfeife tanzen zu lassen bedeutet, daß Sie Macht haben oder zumindest empfinden Sie das so , und andere zu schikanieren verschafft Ihnen einen Adrenalinstoß. Es macht Spaß.
Vielleicht reicht es nicht, um Vorstandsvorsitzender eines multinationalen Konzerns zu werden, aber Sie können ein paar Leuten Angst einjagen oder sie wie kopflose Hühner umherscheuchen oder sie bestehlen oder und das ist vielleicht der größte Spaß sie dazu bringen, sich zu schämen. Und das ist Macht, und zwar gerade dann, wenn die manipulierten Personen Ihnen auf die eine oder andere Art überlegen sind. Am spannendsten ist es, Menschen zu demütigen, die klüger oder qualifizierter sind als Sie, oder vielleicht kultivierter, attraktiver, beliebter oder tugendhafter. Das macht nicht nur großen Spaß; es ist existenzielle Vergeltung. Und ohne ein Gewissen ist es verblüffend einfach in die Tat umzusetzen. Sie servieren Ihrem Chef oder dessen Chef eine kleine Lüge, vergießen ein paar Krokodilstränen oder sabotieren das Projekt eines Kollegen oder täuschen einen Patienten (oder ein Kind), ködern Menschen mit Versprechungen oder streuen ein falsches Gerücht, das man nicht zu Ihnen zurückverfolgen kann.
Oder nehmen wir an, daß Sie ein Mensch sind, der zu Gewalttätigkeit oder Gewaltdarstellungen neigt. Sie können einfach Ihren Kollegen umbringen oder ihn umbringen lassen oder Ihren Chef, Ihren Ex-Mann oder den Mann Ihrer wohlhabenden Geliebten oder einen beliebigen anderen Menschen, der Ihnen im Wege steht. Sie müssen vorsichtig sein, denn falls Sie einen Fehler machen, könnten Sie gefaßt und durch das System bestraft werden. Aber Sie werden nie von Ihrem Gewissen zur Rechenschaft gezogen werden, da Sie kein Gewissen haben. Falls Sie einen Mord begehen, werden Sie lediglich mit den externen Schwierigkeiten fertig werden müssen. Nichts innerhalb Ihrer Persönlichkeit wird jemals Protest erheben.
Falls Sie nicht aufgehalten werden, können Sie buchstäblich alles tun. Wenn Sie zur passenden Zeit geboren werden, Zugang zu einem Familienvermögen haben und besonders begabt dafür sind, den Haß und das Gefühl der Benachteiligung Ihrer Mitmenschen zu schüren, können Sie es erreichen, eine große Zahl argloser Menschen ins Jenseits zu befördern. Mit genug Geld können Sie das aus der Ferne arrangieren, sich in Sicherheit wiegen und zufrieden Ihr Werk betrachten. In der Tat ist (ferngesteuerter) Terrorismus die ideale Beschäftigung für blutrünstige und gewissenlose Menschen stellt man es richtig an, kann man eine ganze Nation in Aufruhr versetzen. Wenn das nicht Macht ist, was dann?
Oder lassen Sie uns das entgegengesetzte Extrem annehmen: Sie sind nicht an Macht interessiert. Im Gegenteil, Sie sind ein Mensch, der kaum echte Interessen hat. Ihr einziges wirkliches Anliegen ist es, sich nicht allzu sehr anstrengen zu müssen, um durchs Leben zu kommen. Sie wollen nicht arbeiten wie alle anderen. Ohne ein Gewissen können Sie dösen oder Ihren Hobbies nachgehen oder den ganzen Tag fernsehen oder einfach nur den lieben langen Tag irgendwo herumhängen. Wenn Sie etwas am Rande der Gesellschaft leben und von Verwandten und Freunden gesponsert werden, können Sie das beliebig lange so treiben. Vielleicht würde man sich zuflüstern, daß Sie nichts leisten, depressiv sind, ein trauriger Fall, oder andererseits, falls man sich über Sie ärgert, könnte man grummeln, daß Sie faul sind. Lernt man Sie besser kennen und ärgert sich wirklich über Sie, würde man Sie vielleicht anschreien und einen Verlierer oder Penner nennen. Aber man würde niemals auf die Idee kommen, daß Sie buchstäblich kein Gewissen haben und daß daher Ihre ganze Psyche fundamental von der Norm abweicht.
Nie bedrückt Sie das panische Gefühl eines schlechten Gewissens oder läßt Sie mitten in der Nacht hochschrecken. Trotz Ihres Müßiggangs sind Ihnen Gefühle von Verantwortungslosigkeit, Nachlässigkeit oder Peinlichkeit völlig fremd, wenn Sie auch gelegentlich um des schönen Scheins willen solche Gefühle vortäuschen. Wenn Sie zum Beispiel ein guter Beobachter von Menschen und ihren Reaktionen sind, könnten Sie ein bekümmertes Gesicht aufsetzen und behaupten, Sie würden sich für Ihren Lebenswandel schämen und davon sprechen, wie schlecht Sie sich fühlen. Das tun Sie aber nur, weil es für Sie bequemer ist, wenn Ihre Mitmenschen Sie für depressiv halten, als wenn sie Sie ständig anschreien oder dazu drängen würden, sich eine Arbeit zu suchen.
Sie stellen fest, daß Menschen, die ein Gewissen haben, sich schuldig fühlen, wenn sie jemandem Vorhaltungen machen, den sie für "depressiv" oder "gestört" halten. Tatsächlich fühlt man sich oft zu Ihrem zusätzlichen Vorteil verpflichtet, einer solchen Person zu helfen. Falls es Ihnen, obwohl Sie vergleichsweise mittellos sind, gelingen sollte, eine sexuelle Beziehung zu jemandem herzustellen, könnte sich diese Person ohne zu ahnen, wie Sie wirklich sind besonders verpflichtet fühlen. Und da Sie lediglich vermeiden wollen zu arbeiten, muß Ihr Sponsor nicht einmal sonderlich begütert sein es genügt, wenn er oder sie einigermaßen anständig ist.
Ich vertraue darauf, daß die Vorstellung, ein solcher Mensch zu sein, Ihnen verrückt vorkommt, denn solche Menschen sind verrückt und zwar gefährlich verrückt. Verrückt, aber real es gibt sogar eine Bezeichnung für sie. Viele Psychologen bezeichnen das partielle oder völlige Fehlen eines Gewissens als "antisoziale Persönlichkeitsstörung". Dabei handelt es sich um eine unheilbare Deformation des Charakters, von der nach heutigem Wissensstand wahrscheinlich vier Prozent der Bevölkerung betroffen sind also einer von 25 Menschen. Für das Fehlen eines Gewissens gibt es auch andere Bezeichnungen; am häufigsten wird "Soziopathie" verwendet oder der etwas geläufigere Begriff Psychopathie. Das Fehlen von Schuldgefühlen war die erste der Psychiatrie bekannte Persönlichkeitsstörung; im Laufe des vergangenen Jahrhunderts wurde sie auch als manie sans delire, psychopathische Minderwertigkeit ("psychopathic inferiority") und moralischer Schwachsinn ("moral insanity" oder "moral imbecility") bezeichnet.